Nach dem 10-jährigen Jubiläum kommt die Schnapszahl! Auch 2018 ist der Record Store Day wieder am Start und zwar am 21. April. Wieder sind allerlei musikalische Höhenflüge auf dem Medium unserer Wahl zu ergattern. Egal ob Wiederauflagen, Sonder-Pressungen oder B-Seite – bei den über 400 Releases ist, um die Phrase mal gewinnbringend zu nutzen, für jeden etwas dabei. Einen kleinen Exkurs in Sachen Rage Against The Machine gab“™s ja bereits, wie gewohnt haben wir außerdem wieder die Köpfe zusammengesteckt und unsere Top-Releases ausklabüstern, um sie Euch zu präsentieren.
Also ohne viele weitere Worte zu verlieren, kommen hier unsere Vinyl-Empfehlungen, für die unserer Meinung nach die Ellenbogen ausgefahren werden können – aber hey, immer fair bleiben!
Arabrot – Sinnerman
Als ich diese norwegische Noise-Postpunk-Band vor über zehn Jahren im Besetzten Haus in Erfurt gesehen habe, fickten sie meinen Gehörgang weg. Kein Wunder, dass sie vorab Oropax verteilt haben. Was war das für eine bizarre, ohrenbetäubende und gleichzeitig faszinierende Freakshow? Über die Jahre hat die Band ihren Sound weiterentwickelt, die Musik ist (etwas) zugänglicher geworden, sogar ein Grammy in der Kategorie Norwegischer Metal war 2012 drin. Trotzdem bleiben sie vor allem live eine absolute Wucht. So gut, dass sie dieses Gefühl auch auf Platte übertragen können. (Erik)
Car Seat Headrest – Twin Fantasy
Car Seat Headrest, ein Name für die Götter. Zum Glück hat das Quartett noch viel mehr zu bieten, als ihren Namen. Die Band aus Leesburg kann sich gut und gerne den Vergleich mit Eels gefallen lassen, der nicht deplaziert daherkommt. Mal verträumt, mal melancholisch, mal gerade heraus, aber vor allem immer ehrlich. Dieses Jahr gibt es das 2011er Album „Twin Fantasy“ als Vinyl Rerelease. (Tim)
Celtic Frost – Tragic Serenades
Traditionell ist der Record Store Day ja auch immer eine Veranstaltung der Komplettisten, da macht dieses Jahr mit schicken Rereleases wie dieser frühen Celtic Frost EP keine Ausnahme. Aufgenommen zwischen ihren ersten Alben, schnappte sich „Tragic Serenades“ drei bereits bestehende Songs und reimaginiert sie in einem frischen Klangbild. Kommt 2018 konsequent sammlerfreundlich als Picture Disc. (Sebastian)
Descendents – Who We Are
Ich gebe zu, dass ich mit dem letzten Album der Descendents nicht viel anfangen konnte. Dennoch steht außer Frage, dass die Jungs um Milo weiterhin zu den Guten zählen. Nach der Wahl von Donald Trump erschien im letzten Jahr der Song „Who We Are“. Die Erlöse spendete die Band an NGOs, denen die neue Regierung die Mittel entzog. Zum RSD erscheint „Who We Are“ mit zwei bisher unveröffentlichten Songs als 7 Inch. Fuck Trump! Long live the Descendents. (Malte)
Electric Wizard – Wizard Bloody Wizard
Wir nehmen das Beste des Psychedelic Rocks und Doom Metals – warum auch nicht? Was dabei herauskommt, ist ein Bastard, der auf den Namen Stoner Doom hört. Harte, grungige Riffs, Wah-Wah-Effekte und sehr, sehr getragener Gesang. Mitten drin steht seit den 90ern Electric Wizard, bzw. Jus Oborn, denn die Band ist sein Baby. Das letztjährige Album „Wizard Bloody Wizard“ ist das neunte Studio-Release der Engländer und kommt als bunte 140g Platte, Gatefold-Sleeve und einem Poster. (Tim)
Kevin Morby & Waxahatchee – Farewell Transmission
Bahnt sich nach Courtney Barnett und Kurt Vile die nächste Traumkombi im Slacker-Indie-Umfeld an? Kevin Morby und Waxahatchee haben 2017 beide tolle neue Alben veröffentlicht. Zum Record Store Day erscheint nun eine 7 Inch mit zwei Covern von Jason Molina. Der Erlös geht an die NGO MusicCares. Also, zugreifen und direkt auch noch etwas gutes tun. (Malte)
Merzbow, Mats Gustafsson, Thurston Moore, Balazs Pandi – Cuts Up, Cuts Out
Thurston Moore hat sich spätestens nach dem Ende von Sonic Youth für eine spannende Doppelexistenz entschieden: Solo macht er routinierten Altherren-Indierock, in Kollaborationen wie dieser mit Merzbow, Mats Gustafsson und Balazs Pandi lässt er die Welt in Krach ersaufen. „Cuts Up, Cuts Out“ fängt einen explosiven Live-Auftritt des Quartetts ein, der in Folge ihres gemeinsamen Albums „Cuts Of Guilt, Cuts Deeper“ stattfand. Ein guter Störfaktor zwischen all den nostalgisch-harmonischen Rereleases. (Sebastian)
Moebius Story Leidecker und Andreas Spechtl – Split 12″
Die netten Leute von Bureau B feuern zum diesjährigen RSD gleich drei Split-12-Inches raus, von denen wir uns vor allem auf die Paarung Moebius Story Leidecker und Andreas Spechtl freuen. Das aufgrund des Todes von Dieter Moebius eingemottete Projekt steuert ein paar Überbleibsel aus den letzten Sessions bei, während Spechtl überschüssiges, aber sicher nicht minder spannendes Material aus seiner Zeit in Teheran kredenzt. (Sebastian)
Rob Base & DJ EZ Rock – It Takes Two
Kaum zu Glauben: 30 Jahre ist „It Takes Two“ von Rob Base & DJ EZ Rock mittlerweile alt. An Partytauglichkeit hat der Song über die Jahrzehnte nichts eingebüßt und sich damit einen schicken Reissue zum 30. Jahrestag redlich verdient. Legacy/Sony Music legen „It Takes Two“ als transparente rote 12 Inch wieder auf. Eine gute Gelegenheit, um sich einen echten Klassiker fürs Plattenregal zuzulegen. (Malte)
Sigur Ros – Route One
Am 20. Juni 2016 sind Sigur Ros in ihrer Heimat Island die komplette Insel abgefahren. Die 1332km haben sie live auf YouTube gestreamt und die Bilder mit ihrer Musik untermalt. Dabei kam eine Musiksoftware zum Einsatz, die Parts des Songs „Ovedur“ wiederholte und neu interpretierte. Das Best Of dieser 24 Stunden bereichert als Album mit acht Songs die üppige Auswahl des Record Store Days 2018. (Erik)
The Black Lips & The Khan Family – Play safe
Wow, was für eine Kombination! Beide Bands supporten sich gegenseitig auf Tour, passt ihre Musik doch hervorragend zusammen. Die EP mit extrem viel Potenzial ist ein Mitschnitt des Berliner Konzerts aus dem vergangenen Jahr und einer Session für Radio EINS. und gehört leider in die Kategorie „Glücksgriff“, da nur 200 Exemplare (clear blue mit blauen und grünen Farbakzenten) bereit stehen. Dafür ist der Erwerb für den guten Zweck, denn Viva Con Agua trägt großen Anteil an der Veröffentlichung dieses musikalischen Rohdiamanten. (Erik)
The Ocean – Rhyacian
Im Line-Up der Prog-Rocker The Ocean hat sich seit dem Release ihres Album „Precambrain“ 2008 einiges getan. Grund genug für die Band um Robin Staps, das fast 11-minütige Monstrum „Rhyacian“ im neuen Setup noch mal einzuspielen. Wie sich die letzten 10 Jahre in der Bandgeschichte und ihrem Spiel niedergeschlagen hat, kann auf der 12“ Picture-Disc einmal mit Gesang und einmal ohne gehört und bewertet werden. (Tim)