Glaubt mir, viel lieber wäre ich gestern im Köllner E Werk gewesen und hätte mir die Red Hot Chili Peppers live und nicht profan auf der Leinwand angesehen, aber:
– keine Karten, geschweige denn Zeit
– und einem geschenkten Gaul…
Und die Idee ist gut. Eine der größten Bands der Welt spielt ihr neues Album „I’m With You“ in einem intimen Clubkonzert und strahlt dies live in die Kinosäle dieser Welt.
Zu sehen und zu hören war eine fast perfekt eingespielte Band, denen man die Aufregung schon anmerkte. Denn auch die Chilis zittern um ihr Baby, zumal dieses Mal wieder ein neuer Gitarrist mit eigenem Stil mitschrieb und -spielte.
Die Wahl Josh Klinghoffers kam für mich nicht wirklich überraschend, weil er schon die letzte Tour als zweiter Gitarrist begleitete.Glücklich war ich dennoch, denn als großer Fan der vielen Soloalben von John Frusciante kannte ich Klinghoffers Musik – schließlich spielte er auf einem halben Dutzend dieser LPs mit und veröffentlichte mit John Frusciante und Fugazi’s Joe Lally zwei Ataxia-Alben. Und auch wenn größere Namen bei diesen Projekten im Vordergrund standen und Josh Klinghoffer gerade mal 31 Lenze zählt, so sah ich den Multiinstrumentalisten nie als Lehrling. Eher hätte gegen ihn bei den Chilis die vermeintliche Ähnlichkeit zu Frusciante gesprochen.
So war ich auch zunächst enttäuscht von „I’m With You“ – keine große Veränderung, gleicher Stil wie immer und trotz Flea’s Sabbatjahr als Student der Komposition ist das Songwriting das gleiche geblieben.
Das Neue findet sich im Detail, was ausgerechnet im Kino deutlich wurde und schon auf dem Album da war. Nur bin ich kein Freund mehr von Rick Rubin’s Produktionsmethode irgendwie immer alles aufgeblasen klingen zu lassen und auf Dynamik zu pfeifen.
Klinghoffer ist ein fantastischer Schlagzeuger, gut am Bass oder Klavier und an der Gitarre ein Spieler mit einem großartigen Talent verschrobene Grooves zu entwickeln. Wo Frusciante meist auf dem Beat zusammen mit Flea lag, braucht Klinghoffer nur wenig versetzte Töne, um einen neuen Song entstehen zu lassen. Dafür fehlen dem „Jungspund“ die fantastisch ausgearbeiteten Solos seines Vorgängers.
Klinghoffer hört man auf „I’m With You“ und nach dem Kino-Konzert spuckten mir viele Songs auch heute noch durch den Kopf. Ich gebe dem Album noch ein Chance zu wachsen.
„Sind die alt geworden“ dürfte vielen gestern Abend durch den Kopf gegangen sein. Sagen wir gereift – wie auch die Bereitschaft mehrere Mitmusiker auf die Bühne zu holen: einen Perkussionisten, Chad Smith’s Drum-Tech an den Keyboards und Flea’s Dozentenfreund an Trompete und Klavier.
Durchweg eine wunderbare Performance mit viel mehr Druck als es das Album je aufbauen könnte. Einzig der „Filmvorführer“ muss vor Langeweile weggedöst sein, denn der EXIT Knopf aus obigen Bild wurde nicht gedrückt und der Stream für ein paar Minuten unterbrochen (soweit ich weiß weltweit). Allerdings bügelten das die Chilis am Ende des regulären Sets mit der Wiederholung des Songs in einer kraftvolleren Version wieder aus.
Nächstes Mal aber bitte wieder wirklich live vor der Bühne!