Was soll ich sagen? Ich bin verliebt. Ja ja, nicht in Eva Spence – na gut, ein wenig schon. Aber nicht mehr, als in Rolo Tomassi selbst oder Palm Reader oder Cryptodira. Oder doch? Egal! Ich wurde auf jeden Fall lange nicht mehr so weggeblasen, vor allem nicht gleichermaßen von einem Konzert mit drei Bands!
Eines vorweg: Das headCRASH war bei weitem nicht voll genug! Ich meine es was nicht leer, aber jede der Bands, die an diesem Abend auftraten, hätten mindestens ein ausverkauftes Docks verdient gehabt! Schon das Viergespann Cryptodira aus Long Island gab alles. Und damit meine ich wirklich alles!
Ich weiß nicht, ob ich jemals einen Support so abgehen sehen habe! Technisch 1A, Performance brutal! Mit gerade mal einem Album auf dem Markt, schafften es die Prog-Death- ach komm, wie schon eingangs beschrieben, griffen die Genre-Schubladen an diesem Abend einfach nicht. Also nochmal: Mit gerade mal einem Album auf dem Markt, schafften Cryptodira es mal eben so einen Moshpit zu erzeugen. In Anbetracht der vielleicht 50 Leute vor der Bühne, meiner Meinung nach eine respektable Leistung. Etliche Breaks, Soli und Jazz-Einlagen später kühlte die Bühne erstmal etwas ab, das Publikum aber kein bisschen.
Als nächstes waren Palm Reader an der Reihe. Was gibt es zu Palm Reader zu sagen? Die Briten schafften es das Niveau auf jeden Fall noch mal etwas zu heben. Auch wenn Josh McKeowns Clean-Vocals nicht immer den Punkt trafen – die Band stand und steht hinter ihrem Motto: „We are Palm Reader. We play loud. We play heavy. We play hard. We play fast. This band began with nothing else in mind.“. Abriss nach Maß. Und vor allem hat fast jeder Song eine Rhythmik, die mit dem eigenen Takt fickt. Geil. Irgendwie. Gerade angefangen zu headbangen und schon wieder umstellen. Langeweile kam definitiv nicht auf!
Passend zum Intro „Towards Dawn“ wurde der Raum durch Lichtleisten in grünes und blaues Licht getaucht. Irgendwann, mitten drin, betrat die Band die Bühne. Rolo Tomassi begannen zu spielen. Der Trackliste ihres aktuellen Albums „Time Will Die and Love Will Bury It“ treu bleibend folgte auf das Intro der verträumte „Aftermath“. Nur um dann mit „Rituals“ den Weg für den Abend zu ebnen. Denn während Rolo Tomassi wohl den unscheinbarsten Gitarristen der Welt haben, sind alle anderen Bandmitglieder auf Abriss eingestellt.
Eva Spence pendelte immer zwischen den Extremen. Schon fast engelsgleiche Clean-Vocals, gefolgt von gutturalen Growls. Feengleiche Tanzeinlagen, gefolgt von Pogen auf Bühnen-Abriss-Niveau. Die Männer der Band wirkten dagegen stellenweise schon brav. Auch wenn Tom Pitts an den Drums alles gab und seine eigene Show veranstaltete. Oder James Spence von seinem Keyboard am Bühnenrand aus, auch gerne mal mit zur Bühnenmitte sprintete, um seine Schwester zu unterstützen.
Es war ein aufregender Abend, voller Souveränität und Liebe für Musik. Irgendwie fällt mir die Metapher „Zuckerbrot und Peitsche“ ein. Ich ärgere mich beinahe, dass dieser Abend vorbei ist. Verlassen habe ich das headCRASH aber trotzdem mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.