Das Rock-Quartett Royal Republic aus Schweden ist für seine festivaltauglichen Rockhymnen bekannt. Tanzbare Musik, perfekt inszeniert und durchchoreographiert und die bringt so manchen Besucher auf der aktuellen „The Weekend Man“-Tour ganz schön ins Schwitzen. Wir haben mit Sänger und Gitarrist Adam Grahn und Schlagzeuger Per Andreasson über das Erfolgsrezept der Band und ihre Beziehung zu Platten-Labels gesprochen.
Testspiel.de: Als die Band 2007 gegründet wurde, habt ihr es euch damals erträumen lassen, dass ihr so große Hallen, wie die Columbiahalle in Berlin, ausverkauft?
Per Andreasson (P.A.): „Wir wussten immer, dass das, was wir machen, gut ist. Dass wir gute Songs haben und unsere Instrumente ganz gut beherrschen. Aber es gibt einfach so viele Faktoren, die Erfolg im Musikbusiness ausmachen. Wir haben uns den Arsch abgearbeitet und in manchen Punkten hatten wir Glück. Auch wenn du 24/7 arbeitest, hast du auf so viele Dinge keinen Einfluss.“
Adam Grahn (A.G.): „Als wir gehört haben, welche Kapazitäten wir auf der „The Weekend Man“-Tour füllen sollen, haben wir nur gesagt, dass das lächerlich ist. Die Tickets verkaufen wir nie.“
Welcher Faktor hat am Meisten zum Erfolg von Royal Republic beigetragen?
A.G.: „Alles muss Sinn ergeben, zusammenpassen und jeder muss seinen Job erledigen. Das ist natürlich ziemlich unwahrscheinlich. Erst wenn die Leute vom Label das Feuer erkennen, dann geht es wirklich sehr schnell. Vorher passiert überhaupt nichts.“
Wenn ihr in eurer Bandgeschichte etwas ändern würdet, was wäre das?
A.G.: „Ehrlich gesagt, wäre das jede Menge.“
Und was wäre das genau?
P.A.: „Im Nachhinein ist es immer einfach zu sagen, was schief gelaufen ist, oder zuzugeben, dass eine Entscheidung genau die Falsche gewesen ist. Und von diesen falschen Entscheidungen gibt es bei uns ganz schön viele. Ich erinnere mich an den Videodreh zu „Tommy-Gun“ – das war die reinste Katastrophe. Der Kameramann hatte keine Ahnung und hatte gerade erst die Videofunktion an seiner Kamera entdeckt. Und für uns war es das erste richtige Musikvideo, das wir gedreht haben, und wir wollten das so MTV-mässig haben. So richtig mit Budget und so. Aber das Platten-Label gab uns kein Budget.“
A.G.: „Wir wollten das nicht rausbringen, weil wir es richtig schlecht fanden, aber das Label hat gesagt: ‚Bringt es raus! Bringt es raus!´. Also haben wir es rausgebracht und es landete auf MTV auf Platz 1. Oder: Wir wollten auch nicht „Any Given Sunday“ als Single herausbringen. Aber das Radio hat den Song derbe gepusht. Die haben gesagt: ‚Wenn wir einen Song als Single wählen könnten, dann wäre es dieser.`“
P.A.: „Wir wollten diesen Song auf keinen Fall als Single, haben ihn dann aber doch genommen und es ist rein gar nichts passiert. Menschen mochten den Song, aber er hat nicht eingeschlagen, wie eine Bombe.“
Werdet ihr solche Entscheidungen in Zukunft nochmal anderen Menschen überlassen?
P.A.: „Bei „Tommy-Gun“ hat es richtig gut funktioniert. Bei „Any Given Sunday“ hingegen überhaupt nicht. Man weiß es halt nie.“
A.G.: „Als Musiker gibt es so viele Sachen, die du nicht kontrollieren kannst. Es hängt so viel von Platten-Labels ab. Wenn die dichtmachen.“
P.A.: „Als Roadrunner Records von Warner aufgekauft wurde, war das für uns die allergrößte Katastrophe, die uns als Band hätte passieren können. Über Nacht veränderte sich alles, wir haben jeden, mit dem wir zusammengearbeitet haben, verloren.“
A.G.: „Alles was wir über Jahre hinweg mühsam aufgebaut hatten, war weg und es dauerte wieder genauso lange, das alles aufzubauen. Wir mussten wieder bei Null anfangen.“
Wie war die Anfangszeit bei Warner?
A.G.: „Als es soweit war, dass wir die erste Platte dort veröffentlichen wollten, hieß es, dass sie Green Day, Neil Young und all diese krassen Künstler in der selben Woche herausbringen. Das ist der Moment, in dem du feststellst, dass du nur eine winzige Nummer bei so einem Label bist.“
Nun seid ihr bei Universal. Gibt es Pläne, das Label zu wechseln?
P.A.: „Nein, wir sind zufrieden. Bei diesem Album fühlt es sich so an, als würden wir wieder dort sein, wo wir am Ende von Roadrunner-Zeiten waren. Alles funktioniert, jeder arbeitet zusammen für dieses Album. Wir hoffen, dass wir das nicht nochmal alles durchmachen müssen und wieder neu anfangen und alles aufbauen müssen.“