Hip-Hop im Hamburger Logo. Irgendwie klang das für mich nicht so passend. Kenne ich den Schuppen doch eigentlich nur von Metal-Konzerten, bei denen man vom, von der Decke tropfenden Schweiß, der über headbangende Haar-Massen verteilt wird, am Ende vollkommen nass nach draußen auf die Grindelallee schlurft.
Ok, cool. Auf seiner Klein-Club-Tour wollte ich mir Yung Hurn jedenfalls nicht entgehen lassen. Nicht, dass er noch den Ikarus macht. Dass es nicht nur mir so ging, zeigte die Schlange draußen vor dem ausverkauften Logo. Bevor Herr Hurn die Bühne betrat, war Zeit für einen Support, von dem ich eigentlich nicht mehr erinnere, als dass er einen Bienenstock als Sinnbild für etwas reimte, dass sehr tief geht. Reim dich oder ich fress dich. Bier zur Schadensbegrenzung.
Spätestens als Yung Hurn die Bühne betrat wurde klar, dass das Logo, mit seiner von Pfeilern durchzogenen Architektur, nicht so recht für einen ausverkauften Zustand gedacht ist. Vor der Bühne wusste man sich aber zu helfen. Wir leben in einer komischen Zeit. Eine Zeit, in der Menschen in der ersten Reihe auf die Schulter genommen werden. Eine Zeit, in der „Hallo, hast Du ein bisschen was zum ziehen oder so, bisschen oder so“ gereimt wird. Aber vor allem eine Zeit, in der ein Teil des Rap-Games nur genauso zu funktionieren scheint.
Simple Lines auf rollenden Bässen. Warum auch nicht? Bis zu diesem Abend war ich mir nie so 100% sicher, wieviel Kunstfigur in Yung Hurn steckt. Das Gefühl, dass wir damals alle bei Money Boy hatten. Nach seinem Auftritt kann ich sagen: Es gibt keine Kunstfigur Yung Hurn – oder wenn doch: Her mit dem Oscar.
Während die Darbietung auf der Bühne schon fast minimalistisch daher kam, war vor der Bühne extatischer Abriss angesagt. Eigenartige Dynamik. Die Euphorie der Meute wurde immer ansteckender. Auf der Setlist fehlte nichts mit Rang und Namen. „Ok Cool“, „MHM“ oder „Bianco“ – jeder Track fand seinen Platz. Ich hätte mir mehr von „Love Hotel“ gewünscht, aber gut. Das Album ist vielleicht auch eher Couch- als bühnentauglich. In der „vorgezogenen“ Zugabe, also zwei Tracks direkt im Anschluss ans Hauptset, wurde immerhin „Diamant“ zum Besten gegeben.
Yung Hurn vertritt, ähnlich wie Genre-Kollegin Haiyti, den Zeitgeist der Generation Z scheinbar vollends. Ich bin ehrlich gesagt etwas zwiegespalten, was diese Entwicklung angeht. Nicht unbedingt inhaltlich, sondern im Bezug auf den Production Value. Ein Mantra für seine Fanschaft scheint Yung Hurn mit „Alle deine Freunde hassen alle meine Freunde, aber alle meine Freunde kennen deine Freunde nicht!“ auf jeden Fall gefunden zu haben. Bei jedem Erklingen dieser Zeilen schien die Temperatur im Logo immens zu steigen.
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht so recht, was für ein Fazit ich ziehen soll. Der Laden war ausverkauft und das nicht zu Unrecht. Jeder vor der Bühne wollte genau die gebotene Show abfeiern und tat es auch. Die Stimmung kam allerdings wenig bis gar nicht von, sondern viel mehr von vor der Bühne. Ein interessanter Umstand, quasi SB-Entertainment. Das Projekt Yung Hurn bleibt auch jeden Fall weiter interessant für seine Beobachter.