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Thom Yorke kann machen was er will

Thom Yorke hat heute mehr oder weniger überraschend sein neues Solo-Album „Tomorrow’s Modern Boxes“ veröffentlicht. Beim Vertrieb geht der Radiohead Frontman mit BitTorrent- wie einst die Band beim großartigen „In Rainbows“ und dem „Pay as you want“-Modell – seinen eigenen Weg.

Ja, ist denn heut‘ schon Weihnachten? Erst liegen gestern die zwei neuen Prince Scheiben und das neue von Caribou Album, das übrigens besser als beide von Prince zusammen ist, vorab bei mir im Briefkasten. Dann hörte ich heute begeistert die neue SBTRKT und auf der Heimfahrt darf schreit mit das Netz entgegen, dass Thom Yorke heute sein neues Album „Tomorrow’s Modern Boxes“ veröffentlicht hat. Einfach so. Keinen Song vorab im Stream. Nix. Lediglich Ende dieser Woche verdichteten sich die Gerüchte um eine neues Album von Yorke oder Radiohead. Zunächst veröffentlichte Thom Yorke auf Twitter ein Bild von einer weißen 12 inch. Dann erklärte er, dass die Aufnahmen zu einem neuen Album der Band begonnen hätten. Haben sie vielleicht auch, aber heute gibt’s erst einmal ein neues Album von ihm.

Was gibt es schöneres für den Fan in dieser Zeit, als ein Überraschungsalbum aus dem Nichts?

Nicht viel. Egal ob Jay Z, Beyoncé, U2 oder jetzt eben Thom Yorke, sie alle schenken ihren Fans ein Album aus dem Nichts. Im Fall von Thom Yorke und „Tomorrow’s Modern Boxes“ sind es acht völlig neue Tracks auf die man sich heute freuen darf, die es zu entdecken gibt, ohne das schon irgendein Musikjournalist oder Blogger vorab seinen Senf zu den Tracks abgegeben hat. Ein Traum für die Fans. Fast wie früher, als man meist nur eine Single vorher kannte und sich wie Bolle auf das Unboxing von Vinyl, Kassette oder später auch CD freute.

„Tomorrow’s Modern Boxes“ Tracklist:
1. a brain in a bottle
2. guess again!
3. interference
4. the mother lode
5. truth ray
6. there is no ice (for my drink)
7. pink section
8. nose grows some

BitTorrent anstatt kostenlos bei Samsung oder Apple oder exklusiv bei iTunes

Als Vertriebsweg hat Thom Yorke für „Tomorrow’s Modern Boxes“ den Weg des kollaborativen Filesharing-Protokolls BitTorrent gewählt. Der Torrent für das Album als MP3 und dem Video zu „A Brain In A Bottle“ kostet $6,00. Darüber hinaus kann das Album auch als Deluxe Vinyl Edition inkl. MP3, Flac und Wave im W.A.S.T.E Store erworben werden.
„A Brain In A Bottle“ als Track uns Video gibt’s zusammen auch gratis.

Thom Yorke kann machen was er will

Yorke sieht die Veröffentlichung mittels BitTorrent als ein Experiment an. In einem gemeinsam mit Produzent Nigel Godrich veröffentlichten Brief heißt es, dass man eine „neue Version“ des P2P-Netzwerks ausprobiere, und die neuen Songs zahlungspflichtig seien. Sie sähen das als Weg, die künstlerische Kontrolle über ihr Schaffen zu behalten, kennzeichnen diesen Distributionsweg jedoch als „Experiment“.

As an experiment we are using a new version of BitTorrent to distribute a new Thom Yorke record.
The new Torrent files have a pay gate to access a bundle of files..
The files can be anything, but in this case is an „˜album“™.
It“™s an experiment to see if the mechanics of the system are something that the general public can get its head around „¦
If it works well it could be an effective way of handing some control of internet commerce back to people who are creating the work.
Enabling those people who make either music, video or any other kind of digital content to sell it themselves.
Bypassing the self elected gate-keepers.
If it works anyone can do this exactly as we have done.
The torrent mechanism does not require any server uploading or hosting costs or „˜cloud“™ malarkey.
It“™s a self-contained embeddable shop front“¦
The network not only carries the traffic, it also hosts the file. The file is in the network.
Oh yes and it“™s called
Tomorrow“™s Modern Boxes.

Wenn es funktioniert, kann es also jeder machen, so Yorke. Das glaube ich nicht. Das habe ich schon bei „In Rainbows“ nicht geglaubt. Die Yorkes und Radioheads dieser Welt können machen was sie wollen, da sie dort sind, wovon andere noch nicht einmal träumen.

Natürlich würde sich auch ohne BitTorrent-Vertriebsweg das Album ordentlich in den Filesharing-Netzwerken dieser Welt rasant verbreiten. Warum also nicht mal diesen Weg wählen. Yorkes Risiko geht gegen Null. Er kann es sich leisten. Und nebenbei ist sein Share an den Einnahmen noch größer. Selbst die Kosten für den Transport der digitalen Ware zum Kunden fallen nicht an. Bei Bandcamp & Co. hätte er vielleicht noch etwas für den Traffic abdrücken dürfen. Absolute künstlerische Freiheit und quasi keine Kosten für den Vertrieb. Kosten für das Marketing fallen in dieser Liga sowieso nicht an. Das besorgen wir und die anderen.  Schön für Yorke aber nicht wirklich innovativ oder wegweisend für andere Künstler.

Download „Tomorrow’s Modern Boxes“

Anyway, ich schlage zu. Ich bin Fan und freue mich auf acht neue Songs.

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PS: Hat es schon wer gehört?