Auf Netflix gibt es einen Film namens „I Don’t Feel at Home in This World Anymore.“ zu Deutsch „Fremd in der Welt“ – und ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich 2018 immer öfter in der Kernaussage des Films widerspiegeln konnte. Nicht zuletzt dank Meldungen wie dieser aus Russland:
Nachdem es China ja schon „vorgemacht“ hatte, zog nun Wladimir Putin gleich und will den „Verfall der Nation“ durch die Kontrolle von Rap-Musik verhindern. Wenn es um musikalische Kontrolle geht, hat Russland mit Pussy Riot natürlich schon einige Erfahrung gemacht und so scheint es an der Zeit zu sein, auch die russischen Rapper mundtot zu machen. Erste Opfer dieser „Kontrolle“ zeigten sich bereits in Husky und IC3PEAK, der Auftritte torpediert wurden. Soviel zu kreativer Freiheit. Gerade Kreativität ist doch etwas, was wir aktuell stärker denn je gebrauchen können, gerade wenn sie Ecken und Kanten beweist.
Wenig bis gar keine Kreativität beweisen meiner Meinung nach Greta Van Fleet, die wohl frechste und zu Unrecht hochgelobte Led Zeppelin-Coverband. Ich meine es ist schon irgendwie komisch, sich an einer Band zu bedienen, die den Großteil ihrer Hits selbst zusammengeklaut hat. Ich meine klar ist es okay sich an Großmeistern der Musikgeschichte zu orientieren; bei so schamlosen Kopien wie im Fall GVF fällt mir allerdings auch nichts mehr ein. Ganz anders geht’s da Slash, der Guns N‘ Roses-Gitarrist lobte nämlich die Van Fleet grob zusammengefasst dafür, Rock wieder radiotauglich gemacht zu haben. Ich weiß allerdings nicht, wann Radiotauglichkeit das letzte Mal etwas Gutes war.
Richtig gut finde ich hingegen Lawrence Arabias Projekt „2018 Singles Club“. Der Indie-Folker hatte bei Kickstarter zum Supporten aufgerufen, um sein neues Album Single für Single veröffentlichen zu können. Das Projekt war von Erfolg gekrönt. Warum nach Kohle fragen, fragt man sich jetzt vielleicht: Nun, wie der Neuseeländer in seinem Kampagnen-Video erklärte, wollte er einfach nicht alles alleine machen und sich vielleicht die eine oder andere Kooperation ermöglichen. Von den geplanten 12 Songs sind mit „Oppositional Democracy“ nunmehr 11 erschienen. Anhören lohnt sich!
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Was hatte diese Woche noch Beachtung verdient?
Die Schmuse-Rocker Cigarettes after Sex meldeten sich mit „Neon Moon“ zurück. Wie immer gibt’s seichten Slow-Dance-Pop-Rock, der vielleicht sogar gerade zur besinnlichen Zeit des Jahren für den einen oder anderen Sprössling sorgen wird. Oder eben nicht. Ich kann nicht sagen, ob ich bei der Band eine Entwicklung vermisse oder nicht. Große Veränderungen sollte man von der neuen Single aber definitiv nicht erwarten.
Ähnlich verhält es sich mit dem Sound vonPuzzle. Der Kalifornier zieht seit gefühlt immer seinen Glocken-Synthie-Sound durch, schiebt ein paar dumpfe Bässe drunter und rappt hallig-gelangweilt auf den Beat. So auch bei „Disappear“ aber trotz der fehlenden Innovation, funktioniert der Sound. Schon komisch, wie 100 Mal dasselbe immer noch „ganz gut“ sein kann.
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So richtig beschissen ist Yung Hurns neue Single „Sie will zu mir“. Punkt – nochmal ausgeschrieben. In den ersten ersten 30 – 40 Sekunden versteht man nicht mal ansatzweise, was der Typ von einem will. Nuscheln + Autotune ist halt ungefähr so dankbar, wie im Kundendienst der DHL zur Weihnachtszeit zu arbeiten. Alles in allem werden gefühlt dann über die restlichen 2:30 Minuten zwei Sätze genuschelt. Inhalt geht anders.
Der Song der Woche ist auch streitbar – keine Frage. Technisch und inhaltlich haben es Tightill und Donvtello bei „Du hast geratzt“ aber ganz klar mehr drauf – und worum geht’s sonst im Rap-Game? Schönes Wochenende!