Real Talk aus der Testspiel Redaktion: In dieser Woche hätte es locker eine Top 10 der besten Videos der Woche geben können. Zwischen Lo-Fi, Giallo, politischer Botschaft, Surrealismus und Hochglanz wurden überragende Videos abgeliefert. Doch ihr kennt das Spiel: Nur die fünf Besten stehen am Ende unter diesen salbungsvollen Worten, und an dieser Regel wollen wir auch dieses Mal festhalten. Wer Lust auf weitere Hochkaräter hat, dem seien also erneut unsere Round-Ups ans Herz gelegt. Allen anderen viel Vergnügen mit der Top 5.
5. Florence + The Machine – St. Jude (Regie: Vince Haycock)
Florence + The Machine scheuten noch nie die ganz große Geste, und den bisher veröffentlichten Videos nach zu urteilen macht auch ihr drittes Album „How Big How Blue How Beautiful“ da keinen Unterschied. Das jüngst erschienene Video zu „St. Jude“ knüpft sogar an die Stroyline von „What Kind Of Man“ an, liefert jedoch derart theatralische Bilder zum Thema Einsamkeit, dass man das Ergebnis problemlos frei von jedem Kontext genießen kann. Wenn das Album dieses Niveau halten kann, haben sich die vier Jahre Wartezeit gelohnt.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von cache.vevo.com zu laden.
4. Charli XCX – Famous (Regie: Eric Wareheim)
„Was ein Scheiß“ waren die ersten Worte die mir in den Sinn kamen, als ich mir zum ersten Mal das Video zu „Famous“ zu Gemüte führte. Zu einem ihrer quietschbunten Popsongs tanz irgendein Charli XCX Fangirl durch ihr Zimmer und wird traurig wenn der Akku ihres Handys ausgeht? Doch dann kommen obskure Zombies ins Spiel, ebenso wie surreale Paralleldimensionen und diffuse Social-Media-Kritik. Was jetzt genau die Aussage dieses bunten Treibens sein soll bleibt ein wenig vage, doch das Gesamtpaket passt schon.
3. Built To Spill – Living Zoo (Regie: Jordan Minkoff)
Ein Tagesausflug unter Freunden in Lo-Fi-Ästhetik: So mutet der Clip zu „Living Zoo“ zunächst an. Nett, aber kennt man eben schon. Nach kurzer Zeit entwickelt sich das Ganze jedoch zu einer surrealen Abfahrt mit Anklängen an HGich.T, der Nutzung obskurer Untertitel und einem magischen See, in dem sich dann auch die Band blicken lässt. Eine Geschichte von Freundschaft und Magie, erzählt mit jeder Menge schrägem Humor und einem Sinn für obskure Plottwists. Mehr davon!
2. FKA Twigs – Glass & Patron (Regie: FKA Twigs)
FKA Twigs ist bei uns ja mittlerweile auf Spitzenpositionen abonniert, da macht auch der Clip zu „Glass & Patron“ keine Ausnahme. Einen Vorgeschmack auf den neuen Song gab es bereit im #throughglass Video , bei der vollen Version hat Twigs die Regie erneut selbst in die Hand genommen und entführt den Zuschauer in eine verstörende Mischung aus Tanz und Surrealismus. Der Beginn mutet wie ein Horrorfilm an, doch als die schwangere Protagonistin erstmal einige bunte Tücher aus sich herausgezogen hat (fragt nicht!), verwandelt sich die Szenerie in eine Art übernatürlichen Laufsteg, auf dem eine überzogene Drag-Tanz-Show aufgeführt wird. Die Ästhetik triumphiert hierbei über den Inhat, doch daran darf man sich auch in diesem Fall nicht stoßen.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von player.muzu.tv zu laden.
1. Run The Jewels feat. Zack de la Rocha – Close Your Eyes (And Count To Fuck) (Regie: A.G. Rojas)
Um den Faden von Platz zwei aufzunehmen: Meist bietet der Videoclip als Kunstform so enge Grenzen, dass er über eine kurzweilige Erzählung oder eine einfallsreiche Illustration des klanglichen Hintergrundes nicht hinaus gehen kann. Dass es auch Ausnahmen von dieser Regel gibt, zeigt unser unangefochtener erster Platz in dieser Woche. Run The Jewels stehen nicht nur für feinsten Hip Hop und ausgebuffte Texte, sondern auch für politisches Engagement. Gerade Killer Mike fiel in der Vergangenheit immer wieder durch sein Verurteilen von Polizeigewalt gegen Afroamerikaner aus. Ein endgültiges Denkmal haben sie diesem Engagement mit dem Video zur Zack de la Rocha Kollaboration „Close Your Eyes (And Count To Fuck)“ gesetzt. Ein unbewaffneter schwarzer Mann und ein bewaffneter weißer Polizist kämpfen darin, auf offener Straße, schließlich in einem Haus, bei Tag und bei Nacht. Es ist keine realisitischer Darstellung dessen, was in den USA passiert, vielmehr scheint es hier um Abstrahierung zu gehen – eine, die sich auf einige (teils weltpolitische) Konflikte anwenden lässt: Der Kampf der beiden scheint schon so lange anzudauern, dass niemand mehr weiß, warum überhaupt gekämpft wird. Ein starkes Bild in starken Bildern, das auf unnötige Polemik einfach verzichtet und gerade deswegen überzeugen kann.