Selbst das längste Wochenende geht zu Ende, doch nicht bevor Testspiel euch die fünf besten Videos der Woche kredenzt. Dieses Mal geht es stilistisch quer durch den Garten der Popkultur, von maskiertem Hip Hop über artifiziellem Rock bis hin zu ekstatischem Dance-Punk. Einig sind sich die Kandidaten nur darin, dass ein simples Performace Video zu wenig ist. Das schließen wir uns gerne an.
5. Genetikk – Caput Mundis (Regie: Oliver Würffell)
Genetikk präsentierten sich nicht umsonst als Crew, obwohl es nur einen einzigen Rapper in ihren Reihen gibt: Wenige Acts in Deutschland funktionieren so sehr über Optik wie die Bande aus Saarbrücken. Auch das Video zu ihrem aktuellen Song „Caput Mundis“ bietet dicke Bilder, die passend zu Text und Titel (der so viel wie Hauptstadt der Welt bedeutet) mit antiker Symbolik spielen. Das kann man alles sehr deep finden und sich daran dusselig interpretieren, das Ganze funktioniert aber definitiv auch als simpler Augenschmaus.
4. Yukon Blonde – Saturday Night (Regie: Mac Boucher & Gaya Abdalian)
Das Video zu „Saturday Night“ sollte man sich in etwa so vorstellen, als hätten OK GO einen Nouvelle Vague Film auf Videocliplänge gestutzt und ein wenig bizarren Humor einfließen lassen. Verantwortlich zeigt sich für diese impulsive Bebilderung dieses schmissigen Indie-Dance-Songs Mac Boucher, auch bekannt als Bruder von Grimes. Gemeinsam mit Gaya Abdalian zeichnet er von der Metaebene herab eine obsessive Beziehung zwischen Fotografin und Model nach. Mit wenigen Schnitten kommt das Video aus, dafür aber mit merkwürdigen Clowns und Transsexualität.
3. Health – New Coke (Regie: John Famiglietti)
Health haben es schon zuvor perfekt verstanden, den beunruhigend-schönen Stil ihrer Musik in Bilder zu übersetzen. Auch das Video zu „New Coke“ macht da keine Ausnahme. Neben einer eigentlich ganz netten Party in der Dunkelheit sehen wir unter anderem eine rasante Autofahrt in Werbeclip-Optik und einen halbnackten, rennenden Typen. Gekrönt wird dieses bizarre Szenario von sich in Zeitlupe übergebenden Menschen. Was sich zunächst absurd liest, entwickelt beim optischen Genuss einen Effekt, der mit den Arbeiten von Bill Viola vergleichbar ist und an unserem Verständnis von Wahrnehmung in jeglicher Hinsicht schraubt.
https://www.youtube.com/watch?v=l3_dedjucgM
2. Django Django – Reflections (Regie: Natalia Stuyk)
Die verqueren Köpfe von Django Django lassen sich in ihrem neuen Video doublen – und zwar von billig am Comupter zusammengeschraubten, teils geometrischen Figuren. Egal ob man da jetzt schon wieder die Videokunst bemühen möchte oder sich gar an frühe Pixarfilme erinnert fühlt, das Schöne im Schrägen ist in Ton und Bild greifbar und ergibt ein herrlich verkopftes Produkt.
1. Death From Above 1979 – Virgins (Regie: Eva Michon)
Auch wenn es dieses Standbild suggeriert: Bei „Virgins“ handelt es sich nicht um eine sexuell aufgeladene Version von „Ein Andalusischer Hund“. Stattdessen lassen die Kanadier Death From Above 1979 zu ihrem knalligen Dance-Punk einen Haufen amischer Kids auf Pilzen am Rad drehen. Sagen wir es einfach so: Selten wurde eine Ziege ästhetischer gemolken, als es in unserem aktuellen Video der Woche der Fall ist.