Fußball dominiert mal wieder die Medien. Egal ob der in den letzten Zügen liegende HSV, der frisch geschlagene BVB oder die Debatte um die Fifa und Sepp Blatter, entziehen kann man sich diesem Tal der ledernen Tränen kaum. Ebenso unausweichlich, wenn auch weniger traurig, dabei aber nicht minder spannend: Unsere wie immer handverlesene Auswahl der fünf besten Musikvideos der vergangenen Woche. Dieses Mal mit jeder Menge Hommagen und einer Extraportion Größenwahn.
5. Jenny Lewis – She“™s Not Me (Regie: Jenny Lewis)
Das Leben als ehemaliger Kinderstar ist nicht leicht. Wenn man es unbeschadet ins Erwachsenenalter geschafft hat und nicht auf seinen Skandalen hängen geblieben ist, ist man eben immer noch der Typ, der mal im Mickey Mouse Club rumgehampelt hat und der ein Leben außerhalb der Öffentlichkeit gar nicht kennt. Wer mehr dieser tränenreichen Geschichten hören möchte, der wende sich an den Kollegen Drake – dass der Umgang mit der Vergangenheit auch anders geht, zeigt Jenny Lewis in dieser Woche mit ihrem Video zu „She’s Not Me“. Ironisch reist sie mit jeder Menge Cameos durch die Rollen ihrer Kindheit und macht den Clip zu einem perfekten Zitateratespiel.
4. Flume feat. Andrew Wyatt – Some Minds (Regie: Clemens Habicht )
Von der möglichen Schwerelosigkeit elektronischer Musik erzählte in dieser Woche kein Video so gekonnt wie jenes zu „Some Minds“. Flume kollaboriert dazu mit dem Opernhaus in Sydney und fliegt durch dessen heilige Hallen. Wem das noch nicht genügt an Aufhebung physikalischer Gesetze, für den gibt es im weiteren Verlauf noch eine wunderbare Tanzeinlage, die die Grenzen des menschlichen Körpers austestet. Andrew Wyatt von Miike Snow singt dazu so himmlisch, dass man für einen Moment selbst aus dem Fenster schweben möchte.
3. Guantanamo Baywatch feat. Curtis Harding – Too Late (Regie: Brett Roberts)
Der Name legt es nahe: Guantanamo Baywatch ist Humor nicht fremd. Diesen Stilmittels bedient sich die Band ausgiebig im Video zu ihrem Song „Too Late“, das den Tod von Sänger Chris durch einen Chicken Wing dokumentiert. Dass dieser Umstand natürlich nur der Ausgang für eine obskure Reise durch die Totenwelt ist, setzen wir an dieser Stelle als klare Tatsache voraus und gratulieren den Akteuren zu einem sicheren Händchen für Geschmacklosigkeiten in Handlung und Optik.
2. Mikal Cronin – Say (Regie: Jonah Ray)
Mikal Cronin kann ironische Hommagen, das hat er mit dem Clip zu „Turn Around“ bereits bewiesen, in dem er das Video zu „Torn“ von Natalie Imbruglia nachstellte. Im Falle des „Say“ Videos wechselt Cronin nun in das Setting des 80er Jahre Klischee Videos zu Paul Simons „You Can Call Me Al“ und krempelt die dort angelegte Handlung mit Hilfe einiger Comedians auf links. Eine ähnliche Anspielung hatte schon bei Ed Schrader’s Music Beat vor einem Monat ziemlich gut funktioniert, Mikal Cronins Version ist uns aber noch einen Platz mehr Wert.
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1. Julian Casablancas + The Voidz – Human Sadness (Regie: Warren Fu and Nicholaus Goosen)
Letztens habe ich mal wieder Inland Empire geschaut. David Lynchs bislang letzter Spielfilm ist harte Kost, ein überlanges Sammelsurium einzelner Teile, die im Gegensatz zu seinen früheren Filmen einfach nicht zusammenpassen wollen, so sehr man sich selbst auch verrenkt und darauf einlässt. Eine ähnliche Richtung schlägt das 13-minütige Video zu „Human Sadness“ ein, für sich genommen schon ein Assoziationsstrudel von einem Song. Reminiszenzen an 80er Videoclips, den Vietnamkrieg und das modern age, all das wird hier gestreift, verquickt oder nebeneinander gestellt. Sinn ergibt das ebenso wenig wie Inland Empire, vielmehr wird der Rezipient überrannt, überfordert und vor den Kopf gestoßen. Es ist eben diese Dreistigkeit, die beide Werke zu fesselnden Trips macht und über die durchschnittliche Sinnlosigkeit erhebt.