Auch wenn sich das Wetter teils noch ein wenig ziert, der Sommer ist unweigerlich angebrochen. Wie viele andere Musikliebhaber treibt mich dieser Umstand auf die Festivals der Republik, was es umso schöner macht, sich zwischen all dem Treiben einfach auf der Couch mit gelungenen Musikvideos auseinanderzusetzen. Diese sind heute jedoch angereichert mit Problemstellungen: Wie macht man ein Virtual Reality Video per Youtube erlebbar? Wie produziert man in Zeiten medialer Reizüberflutung ein erfolgreiches Video? Und wie befreit man den Boden eines Hotelzimmers vom Inhalt eines Sitzsacks?
5. Heems – Damn Girl (Regie: Heems)
Bereits im März hat Das Racist Mitglied Heems mit „Eat Pray Thug“ ein wundervoll betiteltes Langspieldebüt veröffentlicht. „Damn Girl“ liefert nun auch die passenden Bilder zu seinem verschrobenen Hip Hop Ansatz: In Gif-Ästhetik tanzt der junge Mann durch eine Art Museum. Das ist artifiziell, das groovt, das mögen wir!
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4. Death Grips – The Powers That B (Regie: Death Grips)
Die Auflösung auf einer Papierserviette verkünden, die Fans mit einem Instrumentalalbum an der Nase herumführen, ein Doppelalbum veröffentlichen, dessen Hälften nicht zusammen passen: Death Grips machen es dem Zuhörer nur ungerne leicht. Und dann hauen sie eben mal so ein Video raus, das nicht viel mehr Licht ins Dunkel bringt. Zum Titeltrack ihres aktuellen Albums sammeln die Mitglieder der Gruppe bei Nacht in einem Hotelzimmer den Inhalt eines Sitzsackes auf, in Hochgeschwindigkeit abgespult. Gemeinsam mit der wuchtigen Musik ergibt sich aus diesem lächerlich simplen Ansatz eine surreale Abfahrt, die leicht für Übelkeit sorgen kann.
3. Nekrogoblikon – We Need A Gimmick (Regie: George Nienhuis)
Reden wir nicht lange um den heißen Brei rum: Eine Band wie Nekrogoblikon würde ohne ihre Gimmicks nichts reißen. Umso toller natürlich, wenn diese Band sich per Albumtitel („Heavy Meta“) auf eben jene Ebene beamt und dort nach Zusätzen verlangt, die sie attraktiv machen. In Zeiten heutiger Reizüberflutung reichen poppiger Metal mit Deatheinflüssen und eine Goblinmaske dazu nicht mehr aus, da muss schon mehr her. Also macht sich die Band auf die Suche und findet am Ende nur noch den ultimativen Overkill, um die Massen zu begeistern. Das ist so hoch gedacht und in sich verschachtelt, dass man dem Video unbedingt Tribut zollen muss.
2. Ghost – Cirice (Regie: Roboshobo)
Die Hohepriester des klassischen Retro-Metal sind zurück und bringen uns düstere Kunde in Form eines frischen Videos. Die Prämisse erinnert an die Außenseitergeschichte, die Mark Ronson vor vier Wochen mit Feel Right präsentierte, hat jedoch nicht viel mit dessen guter Laune am Hut. Stattdessen fahren Ghost eine Mischung aus Carrie und Giallo auf, um ihren Talentwettbewerb an einer Schule richtig in Szene zu setzen. Zwischen all den dressierten Tieren und anderen Belanglosigkeiten findet sich dann eine Kinderversion der Band ein, um ein wenig satanische Energie freizusetzen. Das ist wundervoll inszeniert, hätte aber gerne noch ein paar weitere Wendungen innerhalb der Handlung vertragen können, um sein gesamtes Potential abrufen zu können.
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1. Björk – Stonemilker (Regie: Andrew Thomas Huang)
An dieser Stelle ist man immer auf der Suche nach dem besonderen Video; als vor wenigen Wochen bekannt wurde, dass Björk an einem Virtual Reality Video arbeitet, durfte man also gespannt sein, wie das Ergebnis aussehen würde. In Ermangelung der entsprechenden Technik blieben die Bilder bisher Besuchern der Björk-Retrospektive im MoMA vorbehalten. Nun wurde der Clip zu „Stonemilker“ jedoch als interaktives Erlebnis auf Youtube veröffentlicht und entfaltet auch in seiner dortigen Inkarnation eine Strahlkraft, wie sie bereits die ebenfalls hier prämierte Zusammenarbeiten zwischen Huang und Björk zum Song „Family“ mitbrachte. Ebenfalls in dieser Woche veröffentlicht wurde der ansehnliche Clip zu „Black Lake“, den wir hier nicht unter den Tisch fallen lassen möchten. An die Intensität unseres ersten Platzes reicht jedoch keines der anderen aktuellen Videos der Isländerin heran.