Ihr seht es vielleicht schon anhand dieses halbfertigen Titelbildes: Mein geschätzter Kollege Jonathan ist diese Woche auf dem Haldern Pop, weswegen wir nicht nur unsere Zuständigkeit für die Top 5 getauscht haben, sondern Jonathan auch kein Titelbild anfertigen konnte. Denn Haldern Pop und Photoshop, das geht nicht gut zusammen. Sehr gut zusammen gehen hingegen wie jeden Sonntag Testspiel und die besten Videos der Woche, wie die folgende Liste nahelegt.
5. Fatoni – C’mon das geht auch klüger (Regie: OH MY)
Mit Trash ist das ja so eine Sache: Selbst wenn er ironisch und schlau gemeint ist, bleibt er oft einfach Müll. Wenn man wie Rapper Fatoni seinen Song jedoch gleich „C’mon das geht auch klüger nennt“, ist das Abfeuern von Klischees quasi Pflicht. Herausgekommen ist ein Bildersturm, der sich vorrangig aus schlecht zusammengefügten Anspielungen auf Gangsterfilme und US-amerikanische Hip Hop Videos speist und damit hervorragend zu unterhalten weiß.
https://www.youtube.com/watch?v=wXXzTLDbjEE
4. Joanna Newsom – Sapokanikan (Regie: Paul Thomas Anderson)
Letztens gab es in der Spex einen sehr lesenswerten Artikel dazu, wie im deutschen Musikjournalismus über Frauen berichtet wird, nämlich unnötig verniedlichend und insgesamt recht sexistisch. Wir bei Testspiel bemühen uns darum, immer die Kunst im Auge zu behalten, aber mit Verlaub: Wenn der geniale Paul Thomas Anderson die wundervolle Joanna Newsom so keck in Szene setzt wie im Clip zu „Saponikan“, dem ersten Vorboten des sehnsüchtig erwarteten neuen Albums von Frau Newsom, dann muss man auch mal ins Schwärmen geraten dürfen.
3. Lana Del Rey – High By The Beach (Regie: n.a.)
Lana Del Rey ist, war und wird vermutlich immer eine Künstlerin bleiben, die über ein gesamtes Image und das Spiel damit funktioniert. Nach dem von Dan Auerbach produzierten, extrem getragenen „Ultraviolence“ ist nun also eine neue Facette zu erwarten, und siehe da: „High By The Beach“ liefert. Der Song ist luftig leicht, das Video wirkt beiläufig, selbst als plötzlich ein Helikopter auftaucht und in einer CGI-lastige Explosion aufgeht. Den Finger am Abzug hatte Lana persönlich. Das Ganze funktioniert als Umkehr einer Täter-Opfer-Beziehung, fügt sich zudem aber auch nahtlos in die bekannte Lana Del Rey Videographie ein. Nur eben mit etwas mehr Brutalität als bisher.
https://www.youtube.com/watch?v=Q9qnpZNIyGc
2. Health – Stonefist (Regie: Naked Faces)
Health haben mit ihrem aktuellen Album „Death Magic“ einen ganz schönen Brocken abgeliefert. Dass sich dieser trotz ähnlicher ästhetischer Vorstellungen von ihrem vorangegangenen Material unterscheiden würde, machte der Track „Stonefist“ schon vorab klar. Zu eben diesem gibt es ein Video, der analog die typischen optischen Health-Insignien mit neuen Ideen versorgt. Die Band performt zunächst wendig im Nebel, als sich plötzlich Bilder einer Operation dazwischen schmuggeln, und ehe man sich versieht, haben sich die Mitglieder verändert. Es ist eine bizarre Mischung aus Witz und Ekel, die hier heraufbeschworen wird und damit perfekt die Gefühle verbildlichen, die sich breit machen, wenn man Health beim musizieren zuhört: Faszination und Übelkeit.
1. FKA Twigs – M3LL155X (Regie: FKA Twigs)
Beim vorliegenden Video handelt es sich um ein Novum in der Geschichte unserer Top Five Liste. Es handelt sich dabei um ein 17-minütiges Video, das FKA Twigs gemeinsam mit der gleichnamigen EP „M3LL155X“ in dieser Woche veröffentlichte. Der Clip nimmt sich vier von fünf Songs der EP an und verknüpft sie zu einer alptraumhaften Erzählung einer Schwangerschaft. Bei wem es jetzt klingelt, dem sei bestätigt: Ja, ein Teil dieses Videos wurde bereits vor mehreren Monaten veröffentlicht und sogar in dieser Rubrik prämiert, jedoch lediglich mit dem zweiten Platz (wenn auch in einer enorm starken Woche). Die nun erfolgende erneute Platzierung ist durchaus sinnvoll, da „M3LL155X“ das bereits veröffentlichte Video zu „Glass & Patron“ entschieden erweitert und bereichert. Natürlich ist das Ergebnis vollkommen überbordend und größenwahnsinnig, doch gerade darin liegt sein Reiz begründet. Es ist das vorläufige Meisterwerk einer äußerst talentierten jungen Frau, die hier musiziert, tanzt und Regie führt und sich endlich die verdiente Eins in dieser Reihe abholen darf. Ebenfalls ein Novum in der Geschichte der Top Five Liste.
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