Wir halten hier ja gerne mal die Fahne hoch für komplexe Erzählungen und Videos mit politischer Botschaft, aber eigentlich will man doch an Sonntagen meist eher entspannen/ausnüchtern und sich nicht mit den großen Problemen der Welt auseinandersetzen, oder? Unsere aktuelle Auswahl der fünf besten Videos der Woche bietet nun nicht unbedingt leichte Kost, aber auf jeden Fall unkonventionelle Strukturen, die den unergründlichen Gängen eines von der Party gebeutelten Gehirns angepasst sind. Oder man findet sich einfach direkt damit ab, nichts zu verstehen und ergibt sich dem folgenden stream of conciousness. So oder so: Die folgenden Videos sind wie gewohnt qualitativ hochwertig und lohnen die Betrachtung.
5. New Order – Restless (Regie: NYSU)
Hipster Game Of Thrones, die Ritter der Tafelrunde auf Drogen, Shakespeare im Club? So ganz wird man dem an Referenzen reichen Video zu New Orders gefälliger neuer Single „Restless“ nicht Herr, so sehr man sich auch verrenkt. Zu viele Finten haben die Macher eingebaut, zu viele optische Einflüsse wollte man bedienen, zwischen VHS, Rave, Märchenfilm und 80er-Videoclip. Das Ergebnis schießt ein wenig übers Ziel hinaus, sticht aber selbst nach Abzug aller Übertreibungen durch einen großartigen Schatz an Bildern immer noch locker die Konkurrenz aus.
4. Wolf Alice – You’re A Germ (Regie: Chris Grieder)
Wolf Alice befinden sich im Video zu ihrer aktuellen Single „You’re A Germ“ auf der Flucht vor Horrorfilm-Klischees; von eben jenen werden die vier jungen Musiker nämlich in einer einsamen Hütte (selbst natürlich bereits Klischee) heimgesucht. Kaum hat sich die Gruppe durch nicht näher bekannte Zeitschleifen vor einem gerettet, schon greift ein anderes an, bis am Ende ein Overkill droht, der an „Cabin In The Woods“ erinnert. Keine ganz neue Idee also, aber in ordentlicher Trash-Ästhetik realisiert und exzellent auf die Musik abgestimmt.
https://vimeo.com/136901595
3. Chemical Brothers – Sometimes I Feel So Deserted (Regie: Ninian Doff)
Apropos filmische Referenzen: Für die Optik des Videos zu „Sometimes I Feel So Deserted“ haben sich die Macher sehr deutlich bei Mad Max bedient. Statt einer Rachestory setzt man jedoch auf einen Plot, der offensichtlich nicht nachvollziehbar sein möchte. Versehen mit einem Hauch Terminator 2 und The Walking Dead kämpft eine junge Frau gegen eine Bande von Ganoven – inklusive lädierter Proto-Roboter, Fusionen und der knallenden Musik der frisch erstarkten Chemical Brothers. Kopfschmerz ahoi!
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2. Tame Impala – Let It Happen (Regie: David Wilson)
Sehr metaphernreich, doch nicht weniger verwirrend haben Tame Impala ihren Song „Let It Happen“ umgesetzt. In Eile hastet ein Geschäftsmann mittleren Alters durch einen Flughafen, als er sich plötzlich an den Brustkorb fasst. Was folgt ist eine verschachtelte Reise ins Jenseits, die mit Todesvisionen nicht spart und beim Zuschauer bei entsprechender Veranlagung für ein wohliges Gefühl der Flugangst sorgen dürfte. Realtiät und Fiktion verschwimmen hier teils so gekonnt, dass sie nur auf spekulativer Basis getrennt werden können. Das ist große Kunst, Abzüge gibt es lediglich für die Umsetzung des Flugzeugabsturzes. Hätte man optisch vielleicht besser lösen können in einem sonst so gut aussehenden Clip.
1. Peaches feat. Kim Gordon – Close Up (Regie: Vice Cooler)
Gegen dieses match made in heaven hatte in dieser Woche natürlich niemand eine Chance: Peaches, die große Electro-Clash-Feministin, und Kim Gordon, die Königin des Indie Rock, taten sich zusammen, um das pulsierende „Close Up“ mit obskuren Wrestling-Einlagen und jeder Menge überspitzter, nicht unbedingt harmonierender Klischees zu untermalen. Schnell erreicht das Video einen Grad der Absurdität, der kaum noch zu durchschauen ist. Darf man das als Hommage an Inception oder ist es doch nur eine Bühne für Fäkalhumor? Antworten gibt es nicht, vermutlich weil „Close Up“ all das in sich trägt. Alles kann, nichts muss. Oder wie es Peaches einst formuliert: I don’t have to make the choice. Offensichtlich.