Morgen steht bei Artes „Tracks“ der Hamburger Stadtteil St. Pauli im Mittelpunkt. Arte Snip:
Prostitution
Striptease, Tabledance, Sexkinos, jede Menge nackte Haut – bei Nacht ist St. Pauli in Rotlicht getaucht. Unzählige Touristen wanken zwischen Pils, Party und Puff. Mehr als 2.500 Prostituierte leben in Hamburg – der Großteil arbeitet auf der Reeperbahn. Für sie ist die käufliche Liebe wenig romantisch, sondern ein hartes Geschäft. Eine Domina befriedigt die Wünsche der Kundschaft, ihr wichtigstes Werkzeug: größte Menschenkenntnis und Sensibilität. Prostituierte bescheren Geschäftsleuten und Touristen eine schöne Zeit und müssen dabei vor allem auf sich selbst aufpassen. Der neueste Schrei auf dem lärmenden Kiez ist Burlesque. St. Paulis punkig-elegante Tänzerinnen lassen Dita von Teese neidisch hinter ihrem Champagnerglas erblassen. „Tracks“ trifft die Grandes Dames des Hamburger Rotlichtmilieus und schaut ganz genau hin, wenn die Hüllen fallen.FC St. Pauli – Zwischen Kult und Professionalität
FC St. Pauli – „Der andere Fußballclub“. Für viele ist er Kult und sein Stadion am Millerntor das Freudenhaus der Liga. Nur wenige Fußballvereine dieser Republik spiegeln ihr Umfeld offensichtlicher wider als der Kiez-Club aus Hamburg. Während in vielen Stadien das Wort „Schwuler“ als Beschimpfung missbraucht wird, hat St. Pauli einen schwulen Präsidenten.
Ist der Club also so weltoffen und tolerant wie der Stadtteil, aus dem er kommt? Wie viel Kiez, wie viel St. Pauli steckt wirklich in einem Verein, der den wirtschaftlichen Zwängen des Profifußballs unterliegt? Wie passt der ungehemmte Kapitalismus des Profifußballs zur den linksorientierten Fans auf der Südtribüne? „Tracks“ hat sich auf den heiligen Rasen begeben und nachgeprüft, ob ein Fußballclub heutzutage wirklich noch mehr sein kann als nur ein Fußballclub.
Gentrification auf St. Pauli
St. Pauli ist seit Jahrzehnten ein lebendiger Stadtteil. Direkt am Hafen hat sich in multikulturellem Ambiente eine vitale Atmosphäre verfestigt, die mit ihrem kreativen Output die gesamte Stadt bereichert. Nicht ohne Grund ist St. Pauli – auch abseits der Reeperbahn – das beliebteste Ziel für Hamburgbesucher von nah und fern. St. Pauli ist hip und trendy und hat ein enormes Vermarktungspotenzial. Vor allem die Immobilien in Hafennähe versprechen hohe Rendite.
So machen sich seit Jahren Investoren daran, das Viertel nach ihren Vorstellungen der Verwertbarkeit zu modellieren – und die Behörden machen kräftig mit. Der Prozess der „Gentrification“, des sozialen Umbaus eines Stadtviertels, ist in Gang gesetzt: Die Mieten steigen, alteingesessene Bewohner werden verdrängt und mit ihnen geht die Vielfalt verloren, die St. Pauli ausmacht. Auch für die ursprünglichen Kneipen und Clubs wird es immer schwerer. Doch im Viertel regt sich Widerstand, damit St. Pauli bunt bleibt.
Music History St. Pauli
In St. Pauli treffen sich nicht nur Matrosen und Touristen aus aller Welt. Auch die Protagonisten der internationalen Musikszene gaben sich auf dem Kiez schon immer gerne die Klinke in die Hand. Die Beatles legten nur wenige Meter von der Reeperbahn entfernt – im Star Club – den Grundstein ihrer beispiellosen Karriere. Ihnen sollten noch viele weitere Musiker folgen, die rund um den Kiez die ersten Schritte ins Musikbusiness wagten.
Auch heute gibt es noch zahlreiche Clubs, die den Stars von Morgen eine Bühne bieten. Denn St. Pauli verharrt musikalisch keineswegs in der Vergangenheit. Bestes Beispiel: das Reeperbahn-Festival, das sich zur Aufgabe gemacht hat, die größten Talente aus aller Welt einem größeren Publikum bekanntzumachen. „Tracks“ hat sich umgeschaut und ist hinabgestiegen in die Archive von Fotografen und Zeitzeugen, um die Geschichte der Musik auf der und um die Reeperbahn zutage zu fördern. Eine Zeitreise im Takt von Sex, Drugs and Rock’n’Roll.
„Tracks“, Freitag, 16. Oktober 2009 um 00.15 Uhr
Wiederholungen:
17.10.2009 um 03:00