Alle Jahre wieder tauchen sie ab dem späten Frühjahr in Veranstaltungskalendern, Gesprächen und seligen Erinnerungen auf: Festivals. Jene mehrtägig und -nächtig andauernden Veranstaltungen, die unter dem Deckmantel einer übergeordneten Kunstpräsentation an den stärksten aller Instikte appellieren: überleben! Dass die Kombination aus beidem nicht einfach, aber immerhin möglich ist, beweist Oliver Uschmann mit seinem kürzlich erschienenen Buch „Überleben auf Festivals: Expeditionen ins Rockreich“.
Ist das Überleben auf Festivals möglich?
Es muss wohl. Wie sonst hätte Oliver Uschmann die Erfahrungen und Berichte niederschreiben können, die er in den vergangenen 20 Jahren als Besucher sammeln durfte oder musste? Sein Buch „Überleben auf Festivals: Expeditionen ins Rockreich“ nimmt Besucherwilligen zwar nicht die Entscheidung ab, welche(s) der vielen Events sie auswählen sollen oder wie sie dorthin gelangen; aber es beantwortet eingehend die Frage, wie sie die favorisierte Veranstaltung relativ unbeschadet überstehen.
Was kann ich für das Überleben auf Festivals tun?
Dass Autor Uschmann mehrfach hautnah dabei war und mancher Szenerie näher gekommen ist als ihm lieb sein mochte, nimmt man ihm mit jeder Zeile ab. Seine Erkenntnisse über den Mikrokosmos Festival sind ebenso amüsant wie scharfzüngig: er klassifiziert Besucher und Musiker in unterschiedliche Gruppen mit eindeutigen Erkennungsmerkmalen, entzaubert Mythen und erklärt sämtliche Survivaltaktiken, Riten und Gepflogenheiten. Uschmann weiß, wovon er schreibt; seine Weisheiten machen auch vor den wirklich wichtigen Dingen des (Festival-) Lebens nicht halt: was oben an Dosennahrung hineingeht, muss unten irgendwann wieder heraus…
Dabei ist „Überleben auf Festivals“ jedoch kein reines Handbuch für Festival-Frischlinge geworden. Es ist ebenso für jene geeignet, die bereits eigene Erfahrungen gesammelt haben. Während es die einen in erfrischend brutaler Weise auf den bevorstehenden Überlebenskampf vorbereitet, werden die anderen sich und weitere Gäste wiedererkennen oder neu einschätzen lernen. Da macht es gar nichts, dass Uschmann mitunter tiefer in die Klischee-Kiste greift als für eine differenzierte Darstellung nötig ist.
Wie kann ich das Überleben auf Festivals lernen?
Wer vor lauter Festival(vorbereitungs)stress keine Zeit zum Lesen findet, kann sich das nötige Grundwissen mit der von Simon Gosejohann eingesprochenen, gekürzten Hörbuchfassung aneignen. Denjenigen, die auch hierfür zu wenig Muße haben, finden auf dradio.de eine noch kompaktere Version: das Corsogespräch liefert über Autor, Hintergrund und Inhalt alle die Infos, die nötig sind, um bei der nächsten Veranstaltung mitreden zu können. Denn dass „Überleben auf Festivals“ dort Gesprächsthema sein wird, ist jetzt schon unbestritten.