Heute bekommt Heinz Rudolf Kunze etwas Aufmerksamkeit von uns, weil seine Aussage über Rap so dumm ist wie seine Musik schlecht ist.
Für die jüngeren Leser: Heinz Rudolf Kunze (61) ist lt. Wikipedia ein „deutscher Rocksänger, Schriftsteller, Liedermacher und Musicaltexter/-übersetzer“. Seinen bislang größten Erfolg hatte er 1995, vor 33 Jahren mit seinem Album „Dein ist mein ganzes Herz“.
Kunze wurde 1985 29 Jahre alt und in den deutschen Albumcharts war von Rap nichts zu sehen. Es liefen Tina Turner, Jennifer Rush und Madonna. Das erfolgreichste deutschsprachige Album war damals „Bochum“ von Herbert Grönemeyer (Platz 5 der Top 100 des Jahres), den es im Gegensatz zu HRK gelungen ist, über Jahre gute und relevante Musik mit deutschsprachigen Texten zu schreiben, die auch kommerziell erfolgreich war. Neben Kunze und Herbie tummelten sich noch Roger Whittacker, Opus und die bebrillte, musikalische Eintagsfliege Klaus Lage in den Charts. Ganz anders in den USA, da landeten Run DMC mit „King Of Rock“ immerhin schon auf Platz 48 der Billboard Jahrescharts. Dennoch waren HipHop und Rap noch längst nicht dort, wo sie heute sind.
Heute dominiert HipHop nicht nur hierzulande die Charts und bricht einen Rekord nach dem anderen. Aber diesen Freitag erscheint Kunzes 36. Album „Schöne Grüße vom Schicksal“ und natürlich kann Kunze etwas Aufmerksamkeit für sein Album gebrauchen und so sagt er der DPA in Hannover:
„Das ist für mich menschenfeindliches Gestammel mit Musikverzicht“, sagte der Kunze der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. „Von der ganzen Rapmusik, bei der nur jemand zu Schlagzeug und Bass rumlabert, wird nichts übrigbleiben“, glaubt der Musiker aus der Nähe von Hannover. „Da kann kein Titel ein Golden Oldie werden, weil es keine Melodie gibt und niemand mitsingen oder mitsummen kann.“
Okay, die Kritik an Kollegah und Farid Bang im Rahmen des Echo Skandals kann ich noch verstehen, aber seine pauschale Aussage zur „Rapmusik“ ist absoluter Schwachsinn. 1985, als Rap quasi noch in der Kinderschuhen steckte, wäre das echt ne‘ These gewesen, aber heute? Nee, das ist völliger Unsinn.
Was mich am aber meisten daran stört, dass wie im Fall Kolle/Bang immer gleich versucht wird, das ganze Genre zu verteufeln. Das ist einfach absoluter Bullshit und dumm. Heinz Rudolf Kunzes Pauschalisierung ist nur ein weiteres Beispiel dafür.
In Hip-Hop und Rapmusik steckt so viel mehr und nicht ohne Grund hat ein Künstler wie Kendrick Lamar für seine Musik den Pulitzer-Preis bekommen und nicht ein Schlager- oder Pop-Affe für seine weichgespülten Liebeslieder. Auch die deutschsprachige Rapmusik bietet musikalisch so viel mehr als Kunze & Co. jemals geboten haben, sowohl musikalisch als auch sprachlich. Wir haben 2018, kommt mal klar.