StartInterviewsWas macht eigentlich Heinz Strunk?

Was macht eigentlich Heinz Strunk?

Gestern erhielt ich einen ganz wunderbaren Nobistor-Newsletter, den ich euch nicht vorenthalten möchte. Das „Pofaltenlabel von der Elbe“ hat den Jungen mit der Querflöte zu seinen aktuellen Plänen gefragt. Mit freundlicher Genehmigung:

Guten Tag.

Heute ist hier endlich mal wieder Heinz Strunk Thema – von dem hat man
schon so lange nichts mehr gehört, man könnte meinen er hätte Susan
Stahnke oder Heinz Schenk geheiratet.

Hat er nicht.

Eventuell will er – wie alle Showgrößen – nur auch mal ein richtig
flashendes Comeback haben, was aber nicht geht, wenn man immer da ist
und immer geil abliefert. Das unlösbare Show-vs.-Workoholic-Dilemma?
Wir haben den begnadeten Schuhträger und aktuellen Besitzer des
original Störtebecker-Totenschädels zu seinen Plänen befragt (NSFW!):

HEINZ STRUNK – WIE IST ES DIR ERGANGEN LETZTES JAHR?
„Licht und Schatten. Nicht alles ist optimal gelaufen, einige
Enttäuschungen habe ich verarbeiten müssen, jedoch hat sich auch
manches ereignet, das Mut macht. Mal so, mal so, oben und unten,
rechts und links, hinten und vorn.
Für 2010 heißt es wachsam bleiben, es gelten zunächst einmal diverse
Durchhalteparolen: Flinte nicht ins Korn werfen, Dienst nach
Vorschrift, über sieben Brücken musst Du gehen, aber auch, mal
zwischendurch: Chaos, Rausch, Hysterie und Schweinerei, die Keywords
2009, die auch 2010 zumindest teilweise ihre Gültigkeit behalten.“

WAS HAT DENN ECHT GENERVT?
„Die Herbstlesetour. Ich hatte das Gefühl, mit etwas Ollem unterwegs
zu sein, die Menschen spüren so was, es hat sich ausgedrückt in
Besucherschwund, Depression, Agonie, Lähmung, Problemen. Das war
Stillstand pur!“

MACH MAL PAUSE! BESSER FÜR DICH, BESSER FÜR UNS, BESSER FÜR UNS ALLE!
„Diesem gut gemeinten Ratschlag will ich Folge leisten – daher gibt es
in diesem Jahr keine Auftritte, meine schauspielerischen „Tätigkeiten“
(Laien-/Bauern-/Schülertheater, Crazy acting) am Hamburger
Schauspielhaus mal ausgenommen.“

WIESO, WAS PASSIERT DA?
„Meine Kollegen, die braunen Jungs, geben keine Ruhe. Stichwort
Gruppenräson, Kadavergehorsam, Treue bis in den Tod. Längst schon bin
ich keine selbständige Person mit Verfügungsgewalt und
Alleinstellungsmerkmal (neues Beknacktenmodewort), sondern stehe unter
der eisernen Knute meiner ehemaligen Duzfreunde Schamoni und
Palminger, die das Kommando auf dem braunen Schiff übernommen haben.
Und mit aller Gewalt Ziele ansteuern, die es, meiner Meinung nach,
überhaupt nicht gibt. Schimären, Fata Morganis (Mehrzahl von Fata
Morgana, hab ich mir grad ausgedacht), Windhosen,
Wolkenkuckucksheime.“

WAS BLEIBT DA NOCH FÜR DICH?
„Allenfalls noch der Posten des unterbezahlten Smutje oder
arschgefickten Schauermanns bzw. Leichtmatrosen, ein klassisches
Downgrade, eine punktgenaue Demütigung.“

GIBT ES STUDIO BRAUN DENN ÜBERHAUPT NOCH?
„Ja, logisch, Trottel! Die braunen Zellen sind für immer miteinander
verschmolzen, nur eben das von braunem Boden nie mehr ein Scherzanruf
ausgehen wird. Wir machen nur coole Sachen, die kein Geld bringen,
original. Wir durften unlängst die neunundzwanzigste, mal wieder
ausverkaufte Vorstellung von `Dorfpunks` in unsere Haben-Kladde
eintragen. So, jetzt sollten mal alle subventionierten,
lebensuntüchtigen und humorlosen Regietheaterschranzen die Öhrchen
spitzen: Damit sind wir das aktuell erfolgreichste Stück ALLER
DEUTSCHSPRACHIGEN BÜHNEN. Capito? ALLER (sämtlicher). Ohne Ausbildung!
Muss man sich mal vorstellen. Ich hab noch nicht mal ne Lehre als
Gebäudereiniger oder so auf der Uhr.“

EUER PERSÖNLICHES `CATS`? EINE NEVERENDING STORY?
„Ja, weitermachen, bis das Stück totgespielt ist – bis 2025? Übrigens
habe ich mir neulich mal das Musical `Tarzan` angeschaut, 99 Euro für
einen mäßigen Platz. Es war noch viel schlechter als erwartet.
Wirklich grausam, nicht zu fassen. Und das Publikum, grenzdebile
Vorstadthonks, meine Güte, die waren ernsthaft begeistert, man kann es
sich kaum vorstellen.“

UND WANN WIRD EURE NÄCHSTE, MUTMASSLICH UMJUBELTE PRODUKTION PREMIERE
FEIERN?

„Im Oktober. Titel: RUST – EIN DEUTSCHER MESSIAS. Die Biographie des
bebrillten Bruchpiloten, ein braunes Thema par excellence. Aufstieg,
Fall und Wiederauferstehung einer Knalltüte. Von Wedel auf den roten
Platz und wieder zurück, in vier Akten. Wie der schwindsüchtige
Suppenkasper 1987 mit seinem Sportflieger in Moskau landete, nach
seiner Entlassung aus sowjetischer Haft eine Schwesternschülerin
sexuell nötigte, dann die weltumspannende Gelehrtenorganisation `Orion
& Isis` gründete, sich als professioneller Pokerspieler in Moskau
einen Namen machte, und sich anschließend zum Breitling (Uhr)
tragenden Yogalehrer hat umschulen lassen.“

WAS MACHT ER EIGENTLICH HEUTE?
„Verbleib und Tätigkeitsfeld ist nur den braunen Jungs bekannt!
Mathias Rust, hä, wer ist das denn nun schon wieder? Die Jüngeren und
Dööferen unter Euch müssen mal googeln, is klar, nä!?“

JA, GERN. NOCH EINE NEUE STUDIO BRAUN-IDEE IM KÖCHER?
„Ja: The Best of the Best! Wir wollen eine aus hochwertigen
Materialien (Krokodil/Nerz/Platin) gefertigte Geschenkbox mit der
größten Kunst aller Zeiten herausbringen. Beispiel Musik: 1) Beatles –
Yesterday 2) Elvis – Hound Dog 3) Rolling Stones – Satisfaction 4)
Pink Floyd -Money 5) Scorpions – Wind of Change.“

NUR MUSIK IST DA DRIN?
„Nein, die Box soll alle Facetten der Kunst umfassen.“

WAS DENN SO?
„Das beste Buch der Welt: Die Bibel (in Auszügen). Das beste Bild der
Welt: Mona Lisa (Mc.Paper-Druck) Der beste Film der Welt: Titanic
(DVD). Und, als Special: Didgeridoo
(Musik/Handwerk/Form/Vergangenheit/Zukunft/Gegenwart/
Ästethik/Makrostrukturen) – Didgeridoo ist Alles in Eins in Allem.“

ABER WANN KOMMT DAS NÄCHSTE HEINZ STRUNK-BUCH?
„Januar, kommendes Jahr. Dauernd wechselnde Arbeitstitel. Aktuell:
`Afrikas eiserne Lunge`. Ich war mit meinem Freund C. erneut zwei
Wochen in Mombasa – Kenya, Recherche, Digga, Recherche (Casino, Puff,
Pool).“

UND 2010 GIBT ES MEHR KINO-PROJEKTE?
„Und nicht zu knapp: `Pudel Colada`! `Fraktus`! `Fleckenteufel`! Soll
alles in 2011 gedreht werden, und 2012 in die Kinos kommen. Chancen,
dass es durchgeht, schätze ich auf 80/20. Ich bin Zahlenmensch,
vielleicht auch nur 75/25.“

HEINZ, GIB UNS IN DIESEM WEITGEHEND STRUNKFREIEN JAHR DOCH WENIGSTENS
EIN KLEINES ZUCKERL!

„Okay, eine Art Zwischen-/Interimslösung: Ein neues Album mit
Hörspielen UND Musik, es trägt den programmatischen Titel `Mutter ist
ein Sexmaschien` und erscheint bei Roof. Erste Kritiken sprechen von
schier rücksichtsloser Wucht, man könnte meinen „ein zweites
Universum, immer anwesend, durchdringe die Membrane des Unseren“, so
Frank Elstner. Mehr braucht man wohl nicht zu sagen.“

HEINZER, HEINZER, WIE SCHAFFST DU DAS ALLES BLOß?
„Wenn Adolf Hitler einst sagte, seine Braut hieße Deutschland, dann
ist ja wohl meine Braut glasklar der Dienst am Gesamtwerk, auch
entgegen anders lautender Gerüchte, die mir regelmäßig auf den Nerven
rumtrampeln. Ach egal, drauf geschissen.“

DU SPRACHST AUCH MAL VON DER LITERARISCHEN HERAUSFORDERUNG, DEN
THEMENKOMPLEX „SERIENMORD UND HUMOR“…

Das werde ich etwas schieben, denn mir kam kürzlich die Idee, mein
erstes echtes Frauenbuch zu schreiben, also, Frauen um die dreißig mit
ihren Frauen-um-die-dreißig-Problemen (Ildiko von Kürthy, Gaby
Hauptmann, Hera Lind, Kerstin Gier). Natürlich im bewährt schmunzligen
Strunkstil. Aber eben für Frauen. Titel hab ich jedenfalls schon:
`Prosecco und Orangenhaut`.“

WAS MACHST DU SO PRIVAT GERADE GERN?
Ich geh in letzter Zeit gerne in Drogeriemärkte, einfach mal bummeln
und Produkte vergleichen. Schlecker, Rossmann, DM. DM ist am
billigsten, nicht Schlecker!

VIELLEICHT KOMMT JA NOCH WAS ANDERES DAZWISCHEN DIESE JAHR.
Man weiß es nie so genau. Einladungen zum perfekten Promidinner und
der NDR-Quizzshow oder dem SWR_Nachtcafe oder so nehme ich nach wie
vor nicht an. Für Oli Geißen oder Kerner oder die anderen, wirklich
Großen, scheine ich ja wohl Luft zu sein. Dabei hätte ich so viel zu
sagen, z.B.: „Alkoholismus ist der Imperialismus der kleinen Leute“.
Oder: „Menschen, die Rücksicht nehmen, haben in Wahrheit nur Angst vor
Schlägereien“. Oder: „Den Buckligen heilt nur der Tod“. Aber das
wollen die da oben ja nicht hören.“

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