Für Stella Donnelly ist der kommende Freitag sehr wichtig. Ihr sehnlich erwartetes Debüt-Album „Beware of the Dogs“ erscheint. Die ersten drei Singles konnten konsequent die Vorfreude auf den Langspieler steigern und nun steht, passend zum Release, eine Welt-Tournee ins Haus.
In Deutschland macht die Frohnatur mit ihrer Band in drei Städten halt:
11.04.2019 – Berlin – Badehaus
12.04.2019 – Hamburg – Molotow Skybar
15.04.2019 – Köln – Yuca
Als sie den Telefonhörer für unser Interview abnimmt, ist von Stress oder Anspannung allerdings nichts zu erkennen.
Guten Morgen! Jedenfalls ist hier in Deutschland Morgen. Du bist gerade noch in Australien, oder? Wie geht’s Dir?
Genau, ich bin zu Hause und mir geht’s super!
Sehr gut, die perfekte Grundlage für ein paar Fragen! Ich würde gerne direkt mit einem deiner Instagram-Postings beginnen. Erzähl mir bitte, was dir auf diesem Foto durch den Kopf gegangen ist.
In Australien träumt jeder Musiker davon, irgendwann mal vor oder in der Sidney Opera zu spielen! Es ist quasi der australische Bowery Ballroom. Ich meine viele Menschen assoziieren mit Sidney als erstes die Oper. Für mich war es einfach unglaublich. Selbst meine Eltern sind extra aus West-Australien angereist, um meinen Auftritt dort zu sehen.
Wenn wir schon bei deinen Eltern sind, auf deiner Website steht soviel wie, dass du zwischen Morriston, Swansea in Wales und den Vororten von Quinns Rocks im Westen von Australien aufgewachsen bist. Was heißt das und vor allem: Was bedeutet das für dich?
Meine Mutter ist Walisin und mein Vater Australier. Es ist wunderbar, dass meine Schwester und ich als Kinder in Wales leben, die Kultur mitbekommen und Zeit mit unserer Familie mütterlicherseits Zeit verbringen konnten. Später sind wir dann nach Australien gezogen und konnten auch hier viele Eindrücke und Erfahrungen sammeln. Für mich als Musikerin bin ich sehr dankbar für die musikalischen Einflüsse, die sich daraus ergeben haben. Die sind nämlich nicht nur englisch, sondern eben auch walisisch gewesen. Es ist unglaublich schön wieder in die UK zu fliegen, dort Shows zu spielen und vor allem meine Großmutter und Tanten zu treffen. Das stärkt natürlich auch die Familie an sich.
Nach deiner fantastischen EP „Thrush Metal“, ist es nun Zeit für dein Album-Debüt. „Beware of the Dogs“ erscheint Freitag, bevor ich allerdings anfange dich mit Fragen zur Musik zu löchern, muss ich einfach wissen, was es mit dem Cover auf sich hat. Ich bin lange nicht mehr so von einem Cover in seinen Bann gezogen worden. Wessen Idee war es und was ist die Geschichte dahinter?
Ich hatte die Idee, dass das Cover einen Teil von etwas größerem darstellt. Deshalb ist der Albumtitel auch als Film-Untertitel eingeblendet. Das Bild soll die Redewendung „den Mund mit Seife auswaschen“ darstellen. Etwas, was ich schon öfter gehört habe, weil ich nicht damenhaft genug bin und auch gerne mal fluche. Außerdem sollte das Cover in gewisser Weise auch etwas Gruseliges oder Seltsames ausstrahlen, sodass sich die Leute fragen, was die Story hinter dem Bild ist.
Bei mir hat’s auf jeden Fall funktioniert. Für mich strahlt es außerdem auch ein wenig diese Wes Anderson-Ästhetik aus.
Es wäre vermessen zu sagen, dass wir versucht haben es in seinem Stil zu produzieren (lacht). Filme sind aber genau das Medium, auf das wir anspielen wollten. Daher eben auch die Untertitel.
Jetzt aber zum Album: Was ist „Beware of the Dogs“ für dich und worauf bist du besonders stolz?
„Beware of the Dogs“ ist meine Geschichte. Über die 13 Songs auf dem Album erzähle ich meine ganz eigene Geschichte und das nicht irgendwie, sondern das erste Mal mit einer Band! Ich habe noch nie Musik mit einer Band gemacht und ich bin ziemlich stolz, dass es geklappt hat. Außerdem fand ich es wirklich schön, den ganzen Prozess mit der Band teilen zu können.
Auf dem Album ist auch die Single „Lunch“ vertreten. In dem Song singst du unter anderem „Ich bekomme Heimweh, noch bevor ich abreise“. Wie beeinflusst Heimweh dich und deine Musik?
Heimweh ist für mich tatsächlich ein neues Gefühl. Bevor ich in den letzten Jahren angefangen habe wirklich auf Tour zu gehen, kannte ich es gar nicht. Ich habe aber eigentlich nie Heimweh, wenn ich dann wirklich auf Tour bin. Während einer Tour sieht man so unglaublich viel und lernt so viele tolle neue Leute kennen. Es ist vielmehr die Woche vor der Abreise. Eine Woche voller Abschiede – das stresst mich. Es ist eben ein Schritt aus der eigenen Comfort-Zone. Als ich noch solo auf Tour war, war es oft ein Kraftakt die Stärke aufbringen zu müssen zu loszueisen. Das ist eine große Herausforderung, gleichzeitig aber auch sehr gut für einen selbst. Es lässt mich auf jeden Fall meine Freunde und Familie zu Hause noch mehr wertschätzen.
Für meine nächste Frage habe ich mich auf eine Reise zu deinem ersten Instagram-Post gewagt. Der ist von 2011. Zwischen diesem und deinem letzten Posting finden sich viele Bilder, die ich eher als privat einstufen würde und nicht unbedingt professionell, wie zum Beispiel Bilder von Auftritten oder Promo-Fotos. Wie wichtig ist dir persönlich dein Social Media Auftritt und was denkst Du über den Wert der Online-Identität in unserer Gesellschaft?
Ich denke wir müssen Social Media als einen Teil unseres Alltags akzeptieren. Dabei sollten wir allerdings entscheiden, wie oft und wofür wir sie nutzen. Ich habe auf meinen Profilen schon immer sehr direkt gezeigt wer ich bin, was ich mag und mit wem ich gerne meine Freizeit verbringe. Seitdem ich etwas bekannter geworden bin, hat sich der letzte Punkt allerdings etwas geändert und ich versuche meine Familie weitestgehend aus meinen Postings heraus zu halten. Glücklicherweise zeige ich mit meiner Musik genau wer ich bin und muss keine Rolle spielen, die ich auf diesen Kanälen dann auch wahren müsste.
Manchmal brauche ich aber auch eine Social Media Pause und ich denke, dass ich damit nicht allein bin. Manchmal twittere ich dann ganz viel und auf einmal mehrere Monate nicht. Man muss halt sein Leben leben und es gibt eine wunderbare Welt außerhalb von Social Media. Die Online-Welt kann allerdings auch eine große Inspirationsquelle sein.
Dein Song „Boys will be Boys“ behandelt ein Thema, das leider viel zu gerne totgeschwiegen wird. In dem Lied verarbeitest Du, dass eine deiner Freundinnen vergewaltigt wurde. Ein Schicksal, das man niemanden wünscht! Was für ein Statement willst Du damit machen?
Das Lied soll vor allem der Gesellschaft den Spiegel vorhalten, sodass wir unsere anerzogenen Vorurteile hinterfragen. Allein schon die Aussage „Boys will be boys“ verursacht bei Männern, genau wie bei Frauen, ein falsches Verständnis. Es pauschalisiert Männer und diese Pauschalisierung ist komplett falsch! Genau wie alle Frauen über einen Kamm zu scheren. Mit solchen Aussagen wird jungen Männern die Verantwortung für ihr Handeln entzogen und es Frauen aufgebürdet. Wir sollten alle viel offener über diese Themen sprechen und mehr aufeinander achten.
Ich würde mir wünschen, dass man Rollenbilder nicht einfach annimmt, sondern für sich selbst hinterfragt. Es gibt so viele wunderbare Männer in dieser Welt, die fantastische Dinge erschaffen – mit welchem Recht werden diese mit Vergewaltigern in eine Schublade gesteckt? Genauso sollen sich meiner Meinung nach Frauen kleiden können, wie sie wollen, sich selbst verwirklichen können und zum Beispiel keine Angst auf dem Heimweg haben müssen.
Man sollte meinen, dass diese Ansichten zum normalen Menschenverstand gehören. Hast Du selbst Reaktionen auf den Song mitbekommen?
Es rührt mich unglaublich, wenn Männer nach einem Konzert zu mir kommen und sich für diesen Song bedanken. Sie erzählen mir dann, dass sie bei dem Lied an ihre Schwestern denken müssen und er sie wirklich berührt. Ich glaube die positivste Resonanz zu „Boys will be boys“ kam und kommt von Männern. Und das bedeutet mir sehr viel.
Nach diesem wichtigen aber auch schwerwiegenderen Thema würde ich gerne wieder in etwas seichtere Gewässer wechseln und über dein Merchandise sprechen. Es gibt Bands, die Anstecker verkaufen, andere haben Kerzen und du hast ziemlich spezielle Ohrringe, wie ist es dazu gekommen?
Im Musikvideo zu „Mechanical Bull“ habe ich ein Paar Ohrringe getragen und die Designerin hat das mitbekommen. Kurz darauf hat sie mich dann kontaktiert und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir etwas zusammen machen müssen. Grundsätzlich trage ich nicht wirklich viel Schmuck. Was ich aber mag, sind Statement-Ohrringe. Ich habe um die fünf Paar, die ich in Rotation ständig trage (lacht). Ich wollte schon immer irgendwie Spaghetti-Ohrringe machen. Das Endprodukt ist eine Fusion aus den Ohrringen vom „Mechanical Bull“-Video und dem Cover von „Thrush Metal“. Auf dem esse ich ja Instant-Ramen (lacht). Am Ende ist es einfach lustiges Merchandise, von dem ich hoffe, dass die Leute es mögen werden! Falls nicht, trage ich sie halt von nun an für alle Ewigkeit (lacht).
Wenn man sich deine Videos anguckt und wie du dich präsentierst, scheinst du eine unglaublich positive und glückliche Person zu sein, daher lautet meine letzte Frage: Was ist die Stella Donnelly Philosophie für ein glückliches Leben?
Das klingt vermutlich ziemlich blöd, aber ich versuche in allen Lebenslagen möglichst viel Natur um mich zu haben. Einfach um einen Kontrast zum Großstadtleben und dem vielen Reisen zu haben. Ich liebe zum Beispiel angeln zu gehen, das zahlt da natürlich auch drauf ein. Außerdem versuche ich natürlich viel Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen. Ich denke aber auch, dass Alltagsglück etwas ist, dass man für sich selbst beim Erwachsenwerden findet. Ich bin jetzt 26 und habe das Gefühl seit einigen Jahren ist mein Leben einfach ein wenig gesetzter.
Ich für meinen Teil freue mich sehr auf Stella Donnellys kommendes Album „Beware of the Dogs“ und sie außerdem im April dann schon live erleben zu dürfen. Wer sich die Zeit bis dahin vertrösten möchte, hört einfach nochmal „Thrush Metal“ hoch und runter!
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