Metronomy Forever – ein Titel, eine Message? Das sechste Studioalbum der britischen Fusion-Pop-Band hat mich definitiv mehr abgeholt, als sein Vorgänger. Laut Fronter Joseph Mount ist die Platter eher als Mixtape zu verstehen, man soll sich an’s Radiohören erinnert fühlen.
In einer Zeit, in der viele das gezielte Streaming dem Radio vorziehen ist das meiner Meinung nach eine ganz schön mutige Aussage. In unserem Telefoninterview konnte ich ihm ein paar Fragen zum Konzept, der Band und ihrer anstehenden Tour stellen.
An einem Dienstag Vormittag klingelt mein Telefon. Eine französische Nummer – kein Wunder, hat es Mount mit samt Familie doch mittlerweile nach Paris verschlagen. Ein paar Interview hat er heute schon hinter sich, dennoch wirkt er tiefenentspannt.
Herzlichen Glückwunsch zum Release von Metronomy forever! Ich war wirklich gespannt, in welche Richtung es diesmal klangtechnisch geht. Nach sechs Alben verändert sich bestimmt die Wahrnehmung vom Medium „Album“, was definiert es für dich?
Ja, es verändert sich wirklich. Als ich angefangen habe Musik zu veröffentlichen war ein Album nur eine Sammlung von Songs. Jetzt ist das anders. Ich glaube sogar juristisch gesehen. Ich glaube, dass man auf Spotify 6 oder 7 Songs mit mindestens 1,5 Minuten Länge veröffentlichen muss, um die dann Album nennen zu können. Da steckt also auch etwas technisches dahinter. Natürlich ist ein Album auch immer noch eine Sammlung von Liedern. Ich denke aber, dass Musiker vor allem noch Alben veröffentlichen, um einen kreativen Punkt in ihrem Leben zu benennen.
Ich frage, weil du im Bezug auf Metronomy Forever gesagt hast, dass es sich wie Radiohören anfühlen soll. Das klingt ja schon fast wie ein Best-of oder eine Compilation. Wo würdest du Forever einordnen?
Als ich angefangen habe das Album zu produzieren, habe ich das mehr im traditionellen Sinne gemacht. Dabei habe ich festgestellt, dass ich aber Alben irgendwie gar nicht mehr so richtig höre. Wenn ich Musik höre, dann sind es Playlists oder eben Radio. Deshalb habe ich mich dazu entschieden etwas zu machen, dass zeigt, wie ich Musik höre. Quasi ein kuratiertes Mixtape. Als ich noch jünger war habe ich viele Mixtapes für meine Freunde gemacht. Ja, ich denke das trifft das Album am besten: Ein Mixtape.
Ich würde gerne einmal kurz in die Vergangenheit von Metronomy springen. „Nights Out“ ist ein Album, dass heute noch genauso funktioniert, wie vor über 10 Jahren. Für viele hat es den Ruf seiner Zeit voraus gewesen zu sein. Wie siehst du das?
(lacht) Das schmeichelt mir sehr! Ich liebe dieses Album und als es erschien klang es einfach sehr anders. Ich finde es toll, dass jüngere Interpreten es als Inspirationsquelle sehen und gesehen haben. Am Ende ist das vermutlich auch das, was mit „seiner Zeit voraus sein“ gemeint ist. Wenn etwas andere Beeinflusst und vielleicht auch ihre Arbeit definiert, rutscht es rückblickend in diesen Status.
War das auch der Grund, weshalb ihr es re-released habt?
Naja, es ist 10 Jahre her. Ehrlich gesagt schien es für das Label ein sehr wichtiges Release gewesen zu sein. Als sie mit der Idee auf mich zu kamen, arbeitete ich gerade an Forever. Ich war damals eher so drauf zu sagen, dass mich das gerade so gar nicht interessiert, ich hatte schließlich etwas anderes zu tun. Mit der Zeit gefiel mir die Idee aber immer besser. Es zeigt nicht nur mir, dass ich 10 Jahre älter geworden bin und sich viel getan hat. Jeder, der das Album damals gehört hat und jetzt den Re-Release in den Händen hält fühlt das gleiche.
Und man darf nicht vergessen: In der Zeit habt ihr einige Hits veröffentlicht. Und das meine ich im besten Sinne des Wortes. Wie wirkt sich das auf Songwriting aus? Gerade in Hinblick auf den Druck durch die Erwartungshaltung eurer Fans?
Als ich mit dem Album begann, habe ich viel über die Erwartungen anderer an unsere Musik nachgedacht. Irgendwann habe ich mich dann aber dazu entschieden diese Gedanken zur Seite zu schieben und Musik zu schreiben, die ich mag. Es ist aber natürlich unmöglich die Erwartungshaltung anderer komplett auszublenden. Ich denke ein Grund, weshalb alle immer auf der Suche nach unverbrauchten Ideen sind ist, dass die Musik einfach ehrlicher ist. Das ist die Magie der Unschuld (lacht). Und da gibt’s dann auch diese Erwartungshaltung einfach noch nicht.
Als ich mir Metronomy Forever angehört habe, bin ich immer wieder über den Song „Sex Emoji“ gestolpert. Was ist der Sex-Emoji?
(lacht) Weißt du, als ich im Studio war kam mir dieser Gedanke, dass Menschen keine Scham haben, wenn sie Emoji nutzen. Die Dinger sind ein Teil unseres modernen Vokabulars geworden. Wenn man das Wort „Sex“ benutzt hören aber auf einmal alle hin. Da gibt es also diese Diskrepanz. Mehr steckt aber nicht dahinter (lacht).
Ihr kommt bald auf Tour. Gibt es etwas, was ihr gerne mal live erleben würdet? Zum Beispiel eine Circle-Pit bei einem Metronomy Konzert?
(lacht) Das ist super weird, weil uns das gerade erst passiert ist! Wir haben aber überhaupt nicht danach gefragt. Wenn die Stimmung es hergibt, wären natürlich so ein paar Stage Dives ganz cool. Aber dazu muss dann wie gesagt die Stimmung passen (lacht).
Also, wer auschecken will, ob bei Metronomy Stage-Dive-Stimmung herrscht, hat bald die Chance dazu.
Metronomy auf Tour in Deutschland
21.10.2019 – München – Tonhalle
22.10.2019 – Köln – Carlswerk Victoria
23.10.2019 – Hamburg – Docks
24.10.2019 – Berlin – Columbiahalle
26.10.2019 – Offenbach – Capitol