Diesen Freitag (12.5.) erscheint bei Rookie Records „Nichts ist Neu“, das vierte Album von Love A. Eine guter Anlass, um mit Sänger Jörkk mal wieder über seine Band und die Entstehung der neuen Platte zu quatschen.
Testspiel: Hat euch das Lob für eure letzte Platte „Jagd und Hund“ nachträglich herausgefordert? Die neue Platte trägt ja wieder diese Wave-Post-Punk-Züge in sich und geht sogar noch ein bisschen weiter.
Jörkk Mechenbier: Ich würde sagen die Resonanz auf die letzte Platte hat uns in unserer Entwicklung eher bestätigt und forciert so weiterzumachen. Das erste Album klang ja eher unbewusst so spröde, weil es sehr einfach produziert ist. Dass wir noch kälter und düsterer klingen wollen, haben wir eigentlich immer schon gesagt. Bei „Jagd und Hund“ haben wir dann ausprobiert, was soundtechnisch so geht. Bei „Nichts ist neu“ haben wir dann wieder mit Rob Whiteley als Produzenten zusammengearbeitet. Der wusste natürlich auch, was wir uns vorstellen und hat zum Beispiel bei „Unkraut“ dieses bedrohlich klingende Echo vorgeschlagen, was total gut funktioniert, um diese Stimmung zu transportieren.
Fällt euch das Schreiben neuer Songs eigentlich leicht? Wie geht ihr vor?
Unser Drummer Karl bastelt viel an Songs und bringt dann die Sachen mit, die zu uns passen könnten. Mir fällt eher schwer etwas daraus zu machen, wenn die Jungs Karls Skizzen ohne mich ausarbeiten. Am besten funktioniert das Schreiben, wenn wir uns für ein Wochenende treffen, um zusammen an Songs zu arbeiten. In der Regel geht es dann sehr schnell und wir machen an zwei Tagen fünf neue Stücke fertig.
Welche Rolle spielen Müdigkeit und Erschöpfung, wenn es darum geht, Texte zu schreiben? Bei „Brennt alles nieder“ auf eurem letzten Album und jetzt wieder bei „Nichts ist leicht“ ist das Thema präsent.
Müdigkeit und Erschöpfung können ja in ganz unterschiedliche Richtungen gehen. Klar, gibt es Themen, die man gerne angehen will, obwohl man gefühlt nicht viel verändern kann. Da bringt es dieses kämpferische „gemeinsam schaffen wir das“-mäßige irgendwie nicht. Zum anderen gibt es natürlich dieses total gehetzt sein im Alltag, weil man viel um die Ohren hat und dann zwar total Bock hat ins Studio zu gehen, um was zu machen, aber mitunter auch mal etwas trotzig unterwegs ist, was sich dann auch in den Texten niederschlagen kann.
Warum habt ihr „Nichts ist leicht“ als erste Single veröffentlicht? Mit einem der anderen Songs hättet ihr die Leute ja eher bei dem da Abholen können, was sie von euch kennen.
Genau deswegen. Weil keiner damit rechnet. Beim letzten Mal haben wir mit „100.000 Stühle leer“ ja schon den radiotauglichsten Song, wenn man das so sagen kann, als erstes veröffentlicht. Der wurde für unsere Verhältnisse auch tatsächlich recht häufig gespielt.
Der hat ja auch einen sehr starken Text , der damals einfach sehr gut in die Zeit gepasst hat.
Danke, aber so was wissen wir ja vorher nicht unbedingt. Es gab dann vor der Albumveröffentlichung von „Jagd und Hund“ auch so Spekulationen, dass wir uns jetzt in eine mainstreamigere Richtung entwickeln könnten. Kam dann zum Glück ja doch nicht so (lacht). Dieses Mal wollten wir den brachialsten, kantigsten Song gleich als erstes rausbringen, um diejenigen gleich mal aufzurütteln, die denken, dass ist jetzt das vierte Album, wird schon ganz ok, aber was soll noch groß kommen.
Und wie hat das funktioniert?
Gute Frage. Wir selber denken immer, dass es schon große Veränderungen von Platte zu Platte gibt und machen uns total Sorgen, ob das überhaupt jemand mögen wird. Dann spielen wir die neuen Sachen Freunden vor und die sagen: „Klingt halt wieder nach euch“. Beruhigend und enttäuschend zu gleich, wenn du so willst.
Spielt diese Unsicherheit denn eine Rolle bei der Produktion eines neuen Albums?
Eigentlich haben wir uns dazu nie wirklich Gedanken gemacht, aber vor der letzten Platte kam dann auf einmal dieses Gerede über das schwierige dritte Album auf, was zum Teil von außen an uns herangetragen wurde. Das hat uns schon beschäftigt, war dann am Ende aber auch kein riesiges Thema. So war es dieses Mal eigentlich auch. Wir wussten schon sehr genau, wo wir hinwollen und bisher war ja alles ganz ok bis gut, was wir gemacht haben. Am Ende des Tages wissen wir dann eben auch, dass wir handwerklich gar nicht in der Lage sind, uns so zu verändern, dass unsere Fans jetzt alles Kacke finden könnten.
Noch mal zurück zu „Nichts ist leicht“ und den sehr beeindruckenden Bildern im dazugehörigen Video? Wie kam das zustande?
Das war ein totales Geschenk. Wir haben den Leuten von Iconographic den Song vorgespielt und die haben uns von dieser Geschichte in Norwegen erzählt, die sie gerne drehen wollen. Irgendwie war sofort klar, dass das gut zusammen funktionieren könnte, weil dieses Kalte und Traurige sehr gut dieses Gefühl, das ich in dem Song besinge, transportiert. Der Hintergrund der Geschichte ist als Text unter dem Video zu lesen. Wir sind quasi die akustische Untermalung zu dieser bewegenden Kurzdoku.
Wäre Musik für einen Film oder ein Theaterstück denn mal was für euch?
Wir würden so eine Anfrage vermutlich damit abtun, dass wir eigentlich ziemliche Stümper sind, die nicht mal hinkriegen einen Song anständig zu covern. Mit Auftragsarbeiten ist das eher schwierig bei uns. Da gibt es Bands, die besser in diesen Kunstkontext passen, weil die damit auch umgehen können und wollen. Oder man geht total unverkopft an so etwas heran und das sind wir dann auch wieder nicht.
Das Wort „Stümper“ habe ich aus deinem Mund bereits des Öfteren gehört. Wird es nach dem vierten Album nicht mal Zeit das abzulegen?
Das ist definitiv keine Masche. Es heißt immer, ich würde das meinen Kollegen unterstellen, dabei kommt das Wort „Stümper“ doch von denen. Was bei uns am Ende rauskommt ist ja schon ganz gut, aber es gibt immer wieder diese Momente, wo jemand der eben ein richtiger Künstler oder Musiker ist, die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde.
Also ganz schön überraschend, dass ihr es soweit gebracht hat. Wie erklärt sich denn für dich der Erfolg von Love A?
Ganz wichtig und heute vielleicht nicht mehr selbstverständlich, dass man dran bleibt. Wir haben Glück, dass wir so beharrlich waren. Früher habe ich immer gesagt, wir sind zu 30% Musik und 70% ist der ganze Rest, in den man sich verlieben kann. Die Leute hatten irgendwie immer Spaß daran uns zu zugucken, obwohl wir nicht unbedingt mehr können als andere. Das haben wir versucht beizubehalten, aber so richtig kann man sich das wirklich nicht erklären (lacht).
Danke für das Gespräch und viel Spaß auf der Tour!
Love A – Nichts ist live Tour
11.05.2017 – Münster – Gleis22
12.05.2017 – Nürnberg – Desi
13.05.2017 – Berlin – Festsaal Kreuzberg
24.05.2017 – Hamburg – Molotow
25.05.2017 – Düsseldorf – zakk
26.05.2017 – Wiesbaden – Schlachthof Wiesbaden
27.05.2017 – Leipzig – Conne Island